»Was bleibt.« Die Welt des Cesare Lucchini
Der Tessiner Künstler Cesare Lucchini hat ein herausragendes malerisches Werk geschaffen, das die Gegenwart mit der abstrakt-expressiven Malerei zusammenführt – das Kunstmuseum Bern würdigt ihn anlässlich seines 75. Geburtstags mit einer Retrospektive. Für die Ausstellung »Was bleibt.« Die Welt des Cesare Lucchini« wird erstmals das ganze Schaffen des Künstlers aufgearbeitet. Damit knüpft das Kunstmuseum Bern an eine vielbeachtete Reihe von monografischen Ausstellungen zu Schweizer Künstlern der jüngeren Vergangenheit an.
Auf grossformatigen Gemälden erzählt Cesare Lucchini bereits seit Jahren von Geschehnissen, die von bedeutender politischer Aktualität sind und den Betrachter nicht unberührt lassen. So tauchen in seiner Bildwelt die Flüchtlinge von Lampedusa, ebenso wie Kindersöldner oder von Umwelt-katastrophen gezeichnete Tiere auf. Die Themen seiner Gemälde spiegeln häufig Ereignisse, die der aufmerksame Zeitungsleser Lucchini mit einer sehr persönlichen Bildsprache fast schon verschlüsselt wiedergibt.
Die Mehrdeutigkeit ist ein wesentliches Kennzeichen der Bilder Lucchinis, weil sich bestimmte Bildelemente im Laufe des Malprozesses verändern und verselbständigen. Seit über 50 Jahren beschränkt er seine Kunst auf das Medium der Malerei, die er nicht als ein Darstellungsmedium versteht, sondern als ein künstlerisches Untersuchungsfeld. Die Malerei ist für Lucchini ein Ereignis, denn sie bringt Unvorhergesehenes hervor und hält Überraschungen bereit. Er malt gleichzeitig an mehreren Gemälden eines Themas. Eine Bildserie ist für ihn dann beendet, wenn er dem Thema nichts Neues mehr entlocken kann.
Die seit den 1990er Jahren entstandenen Werkserien tragen Titel wie Quasi una testa (Wie ein Kopf), Qualcoasa si mouve (Etwas bewegt sich) oder Quello che rimane (Was bleibt), die jüngste Serie, die der Ausstellung den Titel gibt. Alle Bilder drehen sich um ein Zentrum: die menschliche Figur. Sie erzählen von der menschlichen Gegenwart. Lucchini stellt in den Werkzyklen einen Vergleich an: Die Stadien eines Bildes und eines Bildthemas handeln von der Veränderung – von Vergangenheit und Gegenwart. Die Titel der Bilder weisen auf ein Moment der Instabilität hin, auf Übergänge, die zum Verschwinden führen können.
Geboren 1941 in Bellinzona, schloss Cesare Lucchini 1965 das Studium der Kunst an der Accademia di Brera in Mailand ab, wo er bis 1988 lebte und arbeitete. Danach hatte er für viele Jahre ein Atelier in Düsseldorf und Köln, heute lebt und arbeitet er in Lugano. Sein vielseitiges Werk ist von der Rezeption internationaler Strömungen geprägt.
Die Ausstellung »›Was bleibt.‹ Die Welt des Cesare Lucchini« wird einerseits die Entwicklung von Lucchinis Bildsprache mit wichtigen Exponaten nachzeichnen, andererseits die zentralen Werkgruppen der letzten zwei Jahrzehnte vorstellen. Der Weg beginnt mit der abstrakten Malerei des Kunststudenten der 1960er Jahre. Darauf folgt Lucchinis Auseinandersetzung mit der Pop-Art und den Möglichkeiten der Darstellung von Innenräumen in den 1970er Jahren sowie seine Begegnung mit der deutschen Malerei, den so genannten »Jungen Wilden«, um Künstler wie Georg Baselitz in den 1980er Jahren bis zu den grossformatigen Werkserien der vergangenen Jahre.
Kurator: Rainer Lawicki, Kunstmuseum Bern
Kontakt: Maria-Teresa Cano, Leiterin Kommunikation, , T +41 31 359 01 89