«Verfluchter Kerl!» Karl Stauffer Bern: Maler, Radierer, Plastiker
Mit Sturm und Drang zu naturalistischen Höchstleistungen
Am 2. September 2007 jährt sich zum 150. Mal der Geburtstag von Karl Stauffer-Bern. Die erste grosse Retrospektive seit 1957 erlaubt einen umfassenden Überblick über das Gesamtwerk von Karl Stauffer-Bern. Gezeigt werden Gemälde, Radierungen, Druckplatten, Zeichnungen, Plastiken, Fotografien und Dokumente aus allen Schaffensperioden. Die Ausstellung belegt zudem, dass Stauffer-Bern als manischer Schaffer einen wesentlichen Beitrag zum naturalistischen Realismus seiner Zeit geleistet hat.
«Verfluchter Kerl!»: Dieses Zitat nach Gottfried Keller zu Stauffer-Bern verleiht der Ausstellung ihren Titel. Stauffer-Bern hatte nach einem gemeinsamen Wirtshausbesuch mitten in Zürich nachts eine lautstarke Rede gehalten, was Keller zum Ausruf provozierte. Darin schwingt eine grosse Portion Bewunderung für den stürmischen, impulsiven Berner mit.
Das Gesamtwerk von Stauffer-Bern ist zwischen 1875 und 1891
entstanden. Der jung verstorbene Künstler ist vor allem im Bereich des
Porträts eine der bedeutendsten Künstlerpersönlichkeiten seiner
Generation. Als Maler, Radierer und Zeichner hat er Charakteranalysen
von grosser Ausstrahlungskraft geschaffen. Stauffer-Bern, der in bereits weit fortgeschrittenem Stadium zuweilen die Leinwand weiss übermalte
oder die Farbe kurzerhand wieder abkratzte, nahm häufig die Fotografie
zu Hilfe, um Modell und Künstler ermüdende Sitzungen zu ersparen. Die in der Ausstellung gezeigten Arbeitsfotografien und Studien zu Porträts
demonstrieren, mit welcher Intensität Stauffer-Bern die Persönlichkeit
seiner Modelle zu erfassen und deren Wesen heraus zu destillieren
versuchte.
Der Berner war ein manischer Schaffer, der sich nicht mit Malerei
begnügte: Autodidaktisch schuf er Radierungen von subtiler Qualität. Die technischen Schwierigkeiten, mit denen er anfänglich beim Radieren zu
kämpfen hatte, überwand er dank seinem unermüdlichen Schaffensdrang;
dafür stehen die ausgestellten Radierungen und - als weitere Glanzpunkte - einige Druckplatten. Darüber hinaus illustrieren Zeichnungen und
Fotografien den überaus komplexen Entstehungsprozess der Plastiken.
Die Ausstellung will dieses Bild revidieren und aufzeigen, dass der temperamentvolle Berner einen wertvollen Beitrag zum naturalistischen Realismus seiner Zeit geleistet hat.