Provenienzforschung
Provenienzforschung beschäftigt sich mit der Geschichte von Kunstwerken und Artefakten, deren Eigentümer:innen und Besitzer:innen. Die Bedeutung von Kunstwerken besteht nicht allein in ihrer Ästhetik, sondern auch in ihrer Geschichte und der daraus resultierenden Verantwortung für die Folgen der Geschichte in unserer Zeit. Fragen nach dem rechtmässigen Eigentum und den Handwechseln von Kunstwerken und Artefakten berühren stets politische, rechtliche, moralische und emotionale Ebenen.
Nach Gurlitt
Die Annahme des Legats Cornelius Gurlitt im November 2014 markiert einen Perspektivwechsel. Auf Grundlage der 1998 auf der «Konferenz über Vermögenswerte aus der Zeit des Holocaust» in Washington formulierten «Washingtoner Erklärung», der «Theresienstädter Erklärung» (2009) und dem «ICOM – Code of Ethics» setzt sich das Kunstmuseum Bern für langfristige Provenienzforschung und einen transparenten Umgang mit Forschungserkenntnissen ein.
Eine Rückgabe von Kunstwerken und Artefakten, deren historische Handwechsel den Tatbestand der NS-Raubkunst erfüllen, steht ausser Frage. Bei nicht eindeutigen Erkenntnislagen strebt das Kunstmuseum Bern eine für Anspruchsteller:innen und Institution faire und gerechte Lösung an, die dem ethisch-moralischen Empfinden beider Seiten Rechnung trägt.
Abteilung Provenienzforschung
Die Provenienzforschung am Kunstmuseum Bern recherchiert die Erwerbungszusammenhänge einzelner Kunstwerke und die Geschichte der Sammlung. Sie erstreckt sich auf alle Sammlungsgegenstände, die bis 1945 entstanden sind und seit 1933 in den Bestand des Kunstmuseum Bern übergegangen sind. Ein besonderer Schwerpunkt ist das Legat Cornelius Gurlitt.
Die Abteilung Provenienzforschung besteht seit 2017. Sie arbeitet unabhängig und ist administrativ der Direktion unterstellt. Ein Steuerungsboard bestimmt die inhaltliche Ausrichtung und sichert die Freiheit von Entscheidungen. Die Beschlüsse des Steuerungsboards bedürfen der Zustimmung des Stiftungsrats der Dachstiftung Kunstmuseum Bern – Zentrum Paul Klee. Dem Steuerungsboard gehören die Direktor:in des Kunstmuseum Bern – Zentrum Paul Klee sowie ein Stiftungsratsmitglied der Dachstiftung Kunstmuseum Bern – Zentrum Paul Klee an. Ein wissenschaftlicher Beirat unterstützt das Steuerungsboard in fachlichen und moralisch-ethischen Belangen. Private Stiftungen unterstützen die Provenienzforschung wesentlich.