«Rectangle and Square». Von Picasso bis Judd - Erwerbungen der Rupf-Stiftung, 14.09.2011 - 08.01.2012
Klassiker der Moderne treffen auf Gegenwartskunst
Hermann und Margrit Rupf legten zu Beginn des 20. Jahrhunderts den Grundstein zu einer Sammlung, die zu den bedeutendsten der Klassischen Moderne in Europa gerechnet werden kann. Dank der Errichtung einer Stiftung in den 1950er Jahren am Kunstmuseum Bern ist die Sammlung für die Öffentlichkeit zugänglich und kann immer noch erweitert werden. Gezeigt werden in der Ausstellung Werke der Klassischen Moderne im Dialog mit Gegenwartskunst. So trifft Picasso auf Oppenheim, Léger auf Judd und Klee auf Kabakov.
Die Ausstellung Rectangle and Square stellt eine repräsentative
Auswahl von Ankäufen der Rupf-Stiftung vor. Ausgewählte Arbeiten der
Klassischen Moderne werden in nächster Nachbarschaft mit Gegenwartskunst präsentiert und treten so in einen Dialog.
Hochkarätige Sammlung
Hermann Rupf (1880 – 1962),
Mitinhaber des Mercerie-Geschäftes Hossmann & Rupf am
Waisenhausplatz in Bern, wo Nähutensilien, Strümpfe und Handschuhe
verkauft wurden, fand früh zur Kunst. Während seiner Bankausbildung in
Frankfurt um die Jahrhundertwende lernte Rupf Daniel-Henry Kahnweiler
kennen, der bald als einer der wichtigsten Kunsthändler von Paris gelten sollte. Rupf besuchte den Jugendfreund anlässlich seiner Einkaufsreisen für Merceriewaren regelmässig in der französischen Metropole. Er
gehörte zu Kahnweilers ersten Kunden und blieb ihm zeitlebens eng
verbunden. Das Ehepaar Rupf setzte sich auch ausserhalb ihrer
Sammlertätigkeit für Künstlerinnen und Künstler ein und stand vielen
beratend und unterstützend zur Seite. Hermann Rupf war auch
Kunstkritiker und engagierte sich für die Verbreitung und Vermittlung
zeitgenössischer Kunst.
Die Sammlung von Hermann und Margrit Rupf ist hochkarätig: Das Paar hat
sich als erste Schweizer Privatsammler intensiv mit abstrakter Kunst
auseinandergesetzt und unmittelbar in der Zeit deren Entstehung (ab
1907) angefangen, diese zu sammeln. Die Sammlung umfasst unter anderem
Werkgruppen der Fauves (Friesz und Derain), der Kubisten (Braque,
Picasso, Gris und Léger) sowie Werke von Klee, Kandinsky und Masson. Das Besondere liegt nicht nur in der Vielzahl von Meisterwerken, sondern
auch in der Tatsache, dass Hermann Rupf die Arbeiten mehrheitlich im
Jahr der Entstehung erwerben konnte.
Überblick über 100 Jahre Kunstgeschichte dank Neuerwerbungen
1954 vertrauten Hermann und Margrit Rupf ihre Sammlung mit ca. 300 Werken
dem Kunstmuseum Bern an und stellten auch Mittel zur Verfügung, dem
Zweck der Stiftung nachzukommen – nämlich «der Erhaltung, Ergänzung und
Erweiterung der gewidmeten Kunstsammlung». Bis heute ist die Sammlung
der Rupf-Stiftung auf über 1’100 Werke angewachsen. Die Stiftung
fokussiert – wie das Sammlerpaar zuvor – vor allem auf Ankäufe von
zeitgenössischer Kunst. Im Unterschied zu den Kleinformaten von Rupfs
Privatsammlung erwirbt die Stiftung aber auch grossformatige und
installative Arbeiten. Werke der Minimal Art, der Zero, der Konkreten
oder von Künstlerinnen und Künstlern wie beispielsweise Markus Raetz,
Vaclav Pozarek und Meret Oppenheim wurden von der Stiftung angekauft. So bietet das Stiftungsgut heute einen Überblick über hundert Jahre
Kunstgeschichte.
«Rectangle and Square»: geometrische, konstruktive und konzeptuelle Arbeiten
Das grossformatige Gemälde Rectangle and Square (1968) von Alfred Jensen –
das der Ausstellung den Titel gegeben hat – verweist auf ein Leitthema
der Sammlung: In der Fortsetzung des Sammlungsschwerpunktes Kubismus
finden sich unter den Stiftungsankäufen nur wenig figurative, sondern
mehrheitlich geometrische, konstruktive und konzeptuelle Arbeiten.