Samuel Hieronymus Grimm (1733-1794). A Very English Swiss, 17.01. – 21.04.2014
Hoch geschätzter und talentierter Schweizer in England
Das neue Jahr beginnt im Kunstmuseum Bern mit einer grossen Entdeckung: Erstmals wird dem Schweizer Samuel Hieronymus Grimm (1733 – 1794), der als Topograph, Illustrator, Karikaturist und Aquarellist Karriere gemacht hat und vor allem in England grosses Ansehen genoss, eine Ausstellung gewidmet. Gezeigt werden Aquarelle und Zeichnungen, die aus zahlreichen prominenten Sammlungen zusammengetragen wurden, so unter anderem aus dem British Museum, der British Library, dem Victoria and Albert Museum, der Tate Gallery, der Society of Antiquaries sowie dem Yale Center for British Art in New Haven, Connecticut.
Die grosse Beliebtheit dieses «Very English Swiss», wie Grimm in Grossbritannien genannt wird, ist auf die Exaktheit seiner Szenen zurückzuführen, seine legendäre Schnelligkeit, seine bescheidenen Preise und seine tadellose Skizzier- und Maltechnik im Freien. Spezialisten zur britischen Kunst zählen Grimm zu den Pionieren unter den Topographen, seine Aquarelle als wegweisend und seine Karikaturen denjenigen des berühmten Thomas Rowlandson ebenbürtig.
Von Burgdorf über Paris nach London
Grimm wurde in Burgdorf geboren, wo er sich zunächst der Dichtkunst und ab 1760 der Malerei zuwandte. Seinen ersten Unterricht nahm er bei Johann Ludwig Aberli (1723-1786). Im Jahr 1765 ging Grimm nach Paris, um seine Ausbildung bei Jean-Georges Wille fortzusetzen und sich auf langen Streifzügen zunächst der Landschaftsmalerei zu widmen. 1768 übersiedelte er nach London, wo er bis zu seinem Lebensende blieb und als selbständiger Zeichner und Maler arbeitete. Grimm illustrierte zu Beginn Stücke von Shakespeare und trat als Karikaturist hervor, indem er mit bissigem Humor die Marotten der britischen Gesellschaft anprangerte.
England im 18. Jahrhundert als bildnerische Enzyklopädie
Ab 1773 wurde Sir Richard Kaye zu einem seiner treuesten Auftraggebern, indem er Grimm eine carte blanche erteilte, alles, was er als «merkwürdig» empfinde, festzuhalten. Die Zusammen-arbeit mit Kaye währte über zwei Jahrzehnte. Ihr entsprangen über 2‘600 Aquarelle und Zeichnungen zum Britischen Alltag, zu Architektur und Landschaft sowie zum Benehmen, eine wahre bildnerische Enzyklopädie zum Georgianischen England des 18. Jahrhunderts, bevor dieses sich durch die industrielle Revolution veränderte. Grimm bereiste ganz England auf der Suche nach ungewöhnlichen und zuweilen vernachlässigten historischen Themen. Er schuf so ein bemerkenswertes Panorama der Orte und Stätten, von denen viele heute nicht mehr existieren. Zahlreiche weitere Personen und Institutionen beauftragten Grimm mit Szenen des englischen Erbes oder der ländlichen Gegenden, u.a. auch William Burrell und die Society of Antiquaries.
Erste Überblicksausstellung
Die Ausstellung ist die erste umfassende Retrospektive zu Grimms Werk und vereint Beispiele aus jeder Bildgattung. Sie wird auch von einem reich illustrierten Katalog in Deutsch und in Englisch begleitet. Kurator ist der mit dieser Zeit sehr vertraute Spezialist, Prof. Dr. William Hauptman, Lausanne, der 1996 bereits die grosse John Webber-Ausstellung im Kunstmuseum Bern betreut hatte. Ko-Kuratorin im Hause ist Dr. Therese Bhattacharya-Stettler.
Kontakt: Brigit Bucher, , T +41 31 328 09 21
Bilder: Marie Louise Suter, , T +41 31 328 09 53