DISLOCACIÓN. Kulturelle Verortung in Zeiten der Globalisierung, 18.03. - 19.06.2011
Chile ist überall
Anlässlich des 200 Jahr-Jubiläums der Unabhängigkeit von Chile wurde die chilenisch-schweizerische Künstlerin Ingrid Wildi Merino von der Schweizer Botschaft in Santiago eingeladen, eine Ausstellung zu entwickeln. Pro Helvetia sowie weitere Stiftungen und Institutionen ermöglichten das beispielhafte kulturelle Austauschprojekt, welches 2010 bereits in Santiago de Chile zu sehen war und nun im Kunstmuseum Bern gezeigt wird. Präsentiert werden eigens für die Ausstellung entwickelte Werke von 14 Kunstschaffenden aus Chile und der Schweiz. Entstanden ist ein künstlerisches Forschungsprojekt, das die weltweiten Auswirkungen aber auch die historischen Wurzeln der Globalisierung auslotet.
Die Kunstschaffenden wurden eingeladen, sich mit dem Thema «Dislocación» am Beispiel
Chiles zu befassen und die allgemeinen Lebensumstände in Zeiten der
Globalisierung einer künstle-rischen Analyse zu unterziehen. Zwanzig
Jahre nach Ende der Diktatur Augusto Pinochets beschäfti-gen sie sich
unter anderem mit dem Erbe dieser Zeit sowie den verstärkten Auswüchsen
neolibera-ler Wirtschaftspolitik in ihrem Alltag.
Chile – Schweiz: Ein künstlerisches Forschungsprojekt
Der Ausstellungstitel Dislocación, der Verschiebung, Deplatzierung oder
aber auch Verrenkung im medizinischen Sinne bedeuten kann, spielt darauf an, dass «verschobene» oder «verrenkte» Gemein-schaften und
gesellschaftliche Abläufe durch den Einfluss der neoliberalen
Wirtschaftspolitik aus dem Lot sind. Der Neoliberalismus als Motor der
Globalisierung zerstört lokale Märkte und hat da-durch u.a.
Migrationsprozesse zur Folge. Aufgrund politischer und wirtschaftlicher
Entwicklungen sind Menschen überall auf der Welt gezwungen, mobil,
flexibel und anpassungsfähig zu sein; sie müssen sich dorthin bewegen,
wo sie gebraucht werden, auf der Suche nach besseren wirtschaftlichen
und sozialen Überlebensmöglichkeiten. Migration basiert auf dem Verlust
der ursprünglichen materiellen Lebensgrundlage, zerstört
Sozialstrukturen und stellt die bestehende kulturelle Identität in
Frage. Die beteiligten Künstlerinnen und Künstler erforschen die
Lebensumstände des einzelnen Menschen in einer globalisierten Welt.
Bereits seit Jahren sammeln sie „Daten“ in Form von Interviews,
Video-Essays und Fotografien, die sie in ihren Kunstwerken aufbereiten.
So ermöglichen sie dem Betrachter neue Wege des Erkennens. Anschaulich
werden Phänomene zur Darstellung gebracht, die sich in der ganzen Welt
beobachten lassen: Entwurzelung und Heimatlosigkeit, die Probleme
mangelnder Integration, Verdrängung von Randständigen, Wohnungsnot,
Arbeits- und Perspektivlosigkeit. Deutlich wird aber auch, wie jeder
Einzelne von uns mit der Herausforderung durch die Globalisierung
umgehen lernen muss.
Unterstützung von Pro Helvetia
"Dislocación" wurde
von der Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia zusammen mit weiteren
Stiftun-gen und Institutionen ermöglicht. Als beispielhaftes Austausch-
und Forschungsprojekt wurde es zu-erst in Santiago de Chile gezeigt und
jetzt in Bern; zwei Orte mit verschiedenen kulturellen und politischen
Kontexten. Die Ausstellung im Kunstmuseum Bern wird begleitet von einem
ganztägigen Symposium mit den beteiligten Künstlern und Autoren am 20.
März, einer Gesprächsreihe sowie Filmen im Kino Kunstmuseum.
Mit Werken von:
Ursula Biemann, Sylvie Boisseau & Frank Westermeyer, Juan Castillo,
Thomas Hirschhorn, Alfredo Jaar, Voluspa Jarpa, Mario Navarro, Bernardo
Oyarzún, RELAX (chiarenza & hauser & co), 000Estudio, Lotty
Rosenfeld, Ingrid Wildi Merino, Camilo Yáñez