form, color, illumination - Suzan Frecon Malerei
Geheimnisvolle Farbformen
Die amerikanische Künstlerin Suzan Frecon (*1941) widmet sich seit vierzig Jahren der Malerei. Die besondere Errungenschaft ihrer Ölgemälde und Aquarelle ist das Erlebnis, das diese dem Betrachter vermitteln. Die Ausstellung im Kunstmuseum Bern wurde in Zusammenarbeit mit der Künstlerin und der Menil Collection in Houston erarbeitet. Nachdem Suzan Frecon im Kunstmuseum Bern 1990 und 1994 in Gruppenausstellungen vertreten war, gewährt die aktuelle Präsentation einen konzentrierten Einblick in ihr malerisches Schaffen der letzten zehn Jahre.
Die Bilder von Suzan Frecon sind sowohl rational als auch
intuitiv. Ihre Kompositionen basieren auf Formen und
Grössenverhältnissen, die nicht mit Lineal und Zirkel, sondern rein
visuell bestimmt werden. Frecon versteht ihre Malerei als Einheit. So
haben die Aquarelle denselben Ursprung wie die Gemälde: sie gehen von
Farbe, Form und Material etc. aus, sind aber mehr von der
unregelmässigen Beschaffenheit des meist handgemachten Papiers geprägt.
Malerei als «hohe Form des Wissens»
Die Farbe als Ausgangspunkt und Katalysator dient, in Verbindung mit den anderen bildbestimmenden Elementen, dem Erlebnis des Betrachters. Suzan Frecon glaubt, dass der Malerei und der Kunst im allgemeinen, wenn sie
erfolgreich ist, ein schwer fassbares Wissen innewohnt, das ausserhalb
der Reichweite des Betrachters liegt. Die asymmetrische Komposition ist
ein zentrales Gestaltungselement, das die verschiedenen Bildebenen,
Vordergrund und Hintergrund, die Bildelemente, Farben und Formen, bei
längerer Betrachtung in Bewegung versetzt, vor und wieder zurücktreten
lässt. Diese Dynamik wird durch die Modulierung der Farben und die Wahl
der Bildträger verstärkt. Feine Leinwände und alte Papiere aus Indien
absorbieren die unterschiedlich gebundenen Farben auf vielfältige Weise. So erscheint die Bildoberfläche in einem Spektrum von matt bis glänzend bzw. von reflektierend bis absorbierend und reagiert auf die sich
ändernden Lichtverhältnisse. Das Licht ist für Frecons Bilder äusserst
wichtig.
Abstrakte Formen voller Anspielungen
Frecons Werke sind nicht das Resultat von
Abstraktionsprozessen. Obwohl die Malerei von Suzan Frecon nicht Bezug
nimmt auf die unmittelbare Realität, wecken die Gemälde zahlreiche
Assoziationen. So erinnern die verwendeten Farben beispielsweise an
historische Malereien. Die erdigen Rottöne an die Höhlenmalereien von
Lascaux, das Lapislazuliblau und das Gold an die Kunst der
Vor-Renaissance. Die Bildtitel spiegeln ebenso diese Ambivalenz von
Nicht-Referenzialität und Anspielungsreichtum. Sie sind kaum greifbar:
«just beyond one's reach» in Frecons Worten. So ist beispielsweise die
Wortkombination «purple forbidden enclosure» (2005) für sich genommen
genau so abstrakt wie das Gemälde, verleiht ihm aber als Titel
zusätzliche Dimensionen. Ohne etwas zu erklären, ohne eine
gegenständliche Lesart zu suggerieren, intensiviert der Titel das
Geheimnis der Farben und Formen.
Einblick in das malerische Schaffen
Die Präsentation wurde zusammen mit der Künstlerin erarbeitet und ist
eine Ko-Produktion des Kunstmuseums Bern und der Menil Collection in
Houston. Josef Helfenstein, seit 2003 Direktor der Menil Collection und
bis 2000 Vizedirektor des Kunstmuseums Bern, hatte Arbeiten auf Papier
von Suzan Frecon bereits 1990 und 1994 in Gruppenausstellungen in Bern
gezeigt. Die aktuelle Ausstellung bietet nun einen Einblick in Frecons
malerisches Schaffen der letzten zehn Jahre.