«Im full of Byars». James Lee Byars - Eine Hommage
Phantastischer Prophet der Gegenwartskunst
James Lee Byars (1932 Detroit - 1997 Kairo) war eine der aussergewöhnlichsten Künstlerpersönlichkeiten des 20. Jahrhunderts. Das Kunstmuseum Bern widmet dem Amerikaner eine umfassende Werkschau. Gezeigt werden Skulpturen, Objekte, Arbeiten auf Papier und Filmdokumente seiner Performances. Byars Werke haben bis heute nichts von ihrer Rätselhaftigkeit und Poesie verloren.
James Lee Byars liebte das Flüchtige, das Momenthafte und Imaginäre. So
waren seine Performances und Aktionen oft von kurzer Dauer. Stets
perfekt gekleidet im schwarzen oder goldenen Anzug wusste Byars das
Publikum in seinen Bann zu ziehen. Er hatte aber ebenso ein Flair für
schöne, feste, glänzende Materialien wie Sandstein, Marmor, Glas und
Gold, die er für seine Skulpturen und Objekte einsetzte. Stets war Byars auf der Suche nach der Vollkommenheit (The Perfect kommt in vielen
Werktiteln vor) und Spiritualität.
Eigenwilliges Gesamtkunstwerk
Byars lebte konsequent in seiner eigenen Welt mit ihren eigenen
Gesetzen. Er verstand sich als autonomer Aussenseiter und verweigerte
sich allem Herkömmlichen. Seinen Ideen für megalomane Projekte waren
kaum Grenzen gesetzt: So wollte er das Museum of Modern Art mit
aufblasbaren Flügeln ausstatten oder einen Dress für 500 Menschen nähen. Obsessiv schrieb James Lee Byars auch Briefe auf allen Arten von Papier an Freunde und Bekannte. Verfasst in unverkennbarer Handschrift,
verziert mit Goldstaub oder philosophische Fragestellungen beinhaltend
sind diese Briefen und Botschaften poetische Kunstwerke. Die in der
Ausstellung z.T. erstmals gezeigten Filme von Byars Performances zeugen
von deren Skurrilität und Eigenwilligkeit. Seine Werk und sein Leben
sind untrennbar als Gesamtkunstwerk verbunden.
Ein Amerikaner in Bern
Zwischen Amerika, Japan und Europa hin und her pendelnd hatte James Lee
Byars eine besondere Beziehung zu Bern. Durch den Kontakt mit Harald
Szeemann, der den Künstler zur documenta 5 eingeladen hatte, hielt er
sich ab 1972 oft über längere Zeit in Bern auf. Ab 1975 gehörte Byars
zum Programm der Galerie von Toni Gerber, 1978 folgte eine grosse
Ausstellung in der Kunsthalle Bern. Auch im Kunstmuseum Bern trat Byars
in den siebziger und achtziger Jahren mit Performances mehrmals vor das
Publikum. Bern war für James Lee Byars ein wichtiger Standort und
Ausgangspunkt für Performances und Ausstellungen in ganz Europa. Durch
Schenkungen des Mäznes Toni Gerber (langjähriger Galerist von Byars),
durch eigene Ankäufe sowie durch Erwerbungen der Hermann und Margrit
Rupf-Stiftung beinhaltet die Sammlung des Kunstmuseums Bern heute den
umfangreichsten Byars-Bestand. Es werden aber auch zahlreiche Leihgaben
aus privaten und öffentlichen Sammlungen gezeigt. Die Ausstellung bietet so einen Überblick über das Werk eines Künstlers, der zugleich Dandy,
Zauberer und Prophet war.
Weitere Stationen der Ausstellung
Milton Keynes Gallery, London (4.4.- 21.6.2009), Museum of Contemporary Art Detroit (Sep - Dez 2009)