Eisen und Stahl. Paolo Bellini, James Licini, Josef Maria Odermatt, 16.08. – 10.11.2013
Skulpturenlandschaft in Eisen und Stahl
Paolo Bellini, James Licini und Josef Maria Odermatt gehören zu den herausragenden Vertretern der aktuellen Schweizer Eisenplastik. Nach monografischen Ausstellungen im Kunstmuseum Bern von Bernhard Luginbühl (2003) und Oscar Wiggli (2007) zeigt die Schau «Eisen und Stahl» die innovative Weiterentwicklung der Schweizer Eisenplastik von Bellini, Licini und Odermatt. Die Ausstellung ist in enger Zusammenarbeit mit Paolo Bellini und James Licini und der Familie des verstorbenen Josef Maria Odermatt entstanden.
Eisen und Stahl spielten in der Geschichte der Plastik lange keine Rolle. Aus den «unedlen» Materialien entstanden Gebrauchsgegenstände, Maschinen und Eisenbahnen. Eisen und Stahl wurden in Verbindung gebracht mit technischem Fortschritt und industrieller Revolution, jedoch nicht mit Kunst. Symbol des radikalen Umbruchs war der Eiffelturm, errichtet 1889 zur 100-Jahr-Feier der französischen Revolution.
Pioniere
am Werk
Bereits in den 1920er- und 1930er-Jahren experimentieren Schweizer Künstler wie
Johannes Itten, Serge Brignoni, Walter Bodmer und Max Bill mit den Verfahren der
Konstruktion und stellen surrealistische und konstruktivistische Plastiken aus
Eisen und Stahl her. In den 1940er- und 1950er-Jahren startet die Generation der
«jungen Rebellen» ihre Künstlerlaufbahn. Diese Künstler, darunter Bernhard
Luginbühl, Robert Müller oder Jean Tinguely, nutzen das Material Eisen neu. Die
Schweizer Eisenplastik bricht in die Abstraktion auf und erlangt rasch
internationale Anerkennung.
Innovative
Weiterentwicklung der Eisenplastik
In den 1960er-Jahren sind Eisen und Stahl nicht in erster Linie
avantgardistische Signale, sondern werden für spezifische Fragestellungen
verwendet. Paolo Bellini, James Licini und Josef Maria Odermatt sind
Hauptfiguren dieser Gruppe von Eisenplastikern in der Schweiz. Sie beherrschen
die Metallverarbeitungstechniken in fachmännischer Manier. Das Eisen beziehen sie
nicht mehr primär vom Schrottplatz, um es wie die Pioniere als vom Verbrauch
zerstörtes und doch resistentes Widerstandsmaterial in Szene setzen zu können.
Bellini, Licini und Odermatt arbeiten mit neuwertigem Material vom Fachhändler.
Dabei decken sie das gesamte Feld der Eisenplastik ab: Licini versteht sich als
Stahlbauer und strebt nach grösstmöglicher Vereinfachung, wobei er permanent
auf der Suche ist nach der archaischen Urform, die nicht weiter reduziert
werden kann. Bellini dagegen schafft tänzerisch-verspielte Werke, indem er in
kruden Gesten menschliche Körperbewegungen aus den Trümmern der Technik
aufsteigen lässt. Odermatt wiederum hat vor seinem Tod eine eindrückliche Serie
geschmiedeter Bodenplastiken geschaffen, in denen sowohl die Grundsätze der
Minimal Art wie auch die Archaik der Innerschweizer Bergwelt aufscheinen.
Bern
als Ort der Schweizer Eisenplastik
Bern ist der Ort der
Schweizer Eisenplastik. Einige der grossen Pioniere der Schweizer Eisenplastik
sind Berner, beispielsweise Bernhard Luginbühl, Walter Linck, Hans Witschi oder
Willi Weber. Der erste Überblick über die internationale Eisenplastik fand 1955
in Bern statt, veranstaltet von Arnold Rüdlinger, dem legendären Direktor der
Kunsthalle Bern. Das Kunstmuseum Bern baute früh repräsentative Schwerpunkte in
seiner Sammlung auf. So werden ergänzend zur Ausstellung Eisen und Stahl Eisenplastiken aus der Sammlung präsentiert.
Kontakt: Brigit Bucher, , T +41 31 328 09 21
Bilder: Marie Louise Suter, , T +41 31
328 09 53