«Um die Ecke - Round the Corner»
Serge Spitzer
Delikate Zeichnungen mit Titan und Nanotechnologie (Law Blanks,1992), zwei sehr grosse Wandzeichnungen (Firewall, 2005-2006), eine Tischskulptur bestehend aus einem robotikgesteuerten, schwenk- und drehbaren Tischblatt, dessen Bewegungen verhindern, dass ein Fussball herunterfällt (Global Culture, 2004-2005) sowie aufgehängte pneumatische Röhren zusammen mit Zeichnungen aus der Sammlung des Kunstmuseums Bern (Übergang, 1982) sind Teile dieser Ausstellung mit frühen und aktuellen Werken von Serge Spitzer.
Was die in ihrer Beschreibung so heteroklit erscheinenden Werke
vereint, ist viel weniger das Medium der Zeichnung als die Beschäftigung mit der Linie: die Linie auf und hinter dem Blatt Papier, die Linie auf und vor der Wand, die zufallsgesteuerte Linie des auf dem Tischblatt
rollenden Fussballs, die dicke, dreidimensionale Linie des den Raum
füllenden Rohrpostsystems; die Linie, die gleichzeitig das Lineare
verneint und im vermeintlichen Wirrwarr enden kann; die Linie als
Objekt, die sich vom Abstrakt-Geometrischen löst und Verbindungen zum
Lebensraum schafft.
Der Titel der Ausstellung Um die Ecke – Round the Corner deutet
einerseits auf das plötzliche Abweichen der Linie und daher komplexe
Räumliche hin und andererseits auf Alltägliches: Das, was man gleich um
die Ecke finden kann. Spitzer bezeichnet seine Werke als «Reality
Models». Er verbindet Kunst mit technologischen, biologischen,
gesellschaftlichen und anderen Systemen und will mit den Mitteln der
Kunst Kommunikations-, Wahrnehmungs- und Bewusstwerdungs-prozesse
auslösen.
Serge Spitzer ist einer der herausregenden Künstler
seiner Generation. Er wurde 1951 in Bukarest, Rumänien geboren. Seit den frühen 80er Jahre lebt und arbeitet er in New York.
Seine Werke wurden in vielen Museen und kulturellen Instiutionen gezeigt, u.a.: Folkwang Museum Essen 1979, Museum of Modern Art New York 1983, Kunstmuseum Bern 1984, Magasin Grenoble 1987, Gemeentemuseum The Hague 1992, Kunsthalle and Kunstverein Düsseldorf 1993, IVAM Centro Julio Gonzales and Centro del
Carme Valencia 1994, Henri Moore Institute Leeds 1994, Westfälischer
Kunstverein Münster 1995, Kunsthalle Bern 2002.
Er nahm auch an zahlreichen internationalen Kunstausstellungen und Biennalen teil, u.a.: Documenta 8 Kassel 1987, Istanbul Biennial 1994, Biennale de Lyon 1997, Kwangju Biennial 1997, Venice Biennale 1999.
Serge Spitzer nahm mit vielen Werken an internationalen thematischen und Gruppen-ausstellungen teil.
Sein Werk ist in verschiedenen öffentlichen und privaten Sammlungen vertreten, u.a.:Brooklyn Museum New York, Fogg Art Museum Cambridge MA, Museum Folkwang Essen, Haags Gemeentemuseum The Hague,
Kunstmuseum Bern, IVAM Instituto Valenciano d’Arte Moderno Valencia,
Museum of Contemporary Art Chicago IL, Musée d’Art Contemporain Lyon, Nationalgalerie Berlin, Staatliche Museen Neue Galerie Kassel,
Staatens Museum for Kunst Kopenhagen, The Museum of Modern Art New York, The Menil Collection Houston, Yale University Art Gallery New Heaven CT.
Re/Search (Alchemy and/or Question Marks with Swiss Air), 1996-2002
22. März 2006 bis Ende 2007
Diese Installation wird im Kunstmuseum Bern von
Serge Spitzer neu aufgebaut und an die räumlichen Gegebenheiten
angepasst. Die Installation wurde erstmals an der Biennale in Lyon als Re/Search (Bread and Butter with the ever present
question of What is the Difference between a Croissant and a Baguette), 1996-1997, und unter dem jetzigen Titel in dem von Harald
Szeemann konzipierten Pavillon der Schweizer Nationalbank anlässlich der Expo.02 in Biel, Schweiz (2002) ausgestellt. Re/Search wird nunmehr
als sehr dicht gestaltete Installation bis mindestens Ende 2007 in einen Raum des Altbaus des Museums integriert: Das durchsichtige Labyrinth
aus Kunststoffrohren wuchert frei im Raum und bildet ein
undurchdringliches Knäuel, durch das zwei Rohrpost-Kapseln
hindurchzischen, ohne je zu kollidieren.