Neue Blicke auf die chinesische Gegenwartskunst aus den Sammlungen Sigg und M+ Sigg
Neue Kunst aus den Sigg und M+ Sigg Collections
Bedeutende Teile der Sammlung des Schweizers Uli Sigg werden in einer Gemeinschaftsausstellung des Kunstmuseum Bern und des Zentrum Paul Klee in Bern und danach in reduzierter Form im MAK – Österreichisches Museum für angewandte Kunst / Gegenwartskunst in Wien zu sehen sein, bevor sie als Schenkung nach Hongkong gehen. Unter dem Titel «Chinese Whispers» zeigt die Ausstellung vom 19.02. bis 19.06.2016 rund 150 neuere Werke der Sigg und M+ Sigg Collections und ist damit ein Spiegelbild des modernen Chinas.
Die Ausstellung
«Chinese Whispers» (chinesisches Geflüster) bietet
einen vertieften Einblick in die Kunstproduktion Chinas der letzten 15 Jahre
und ermöglicht es den Besuchenden, das Land aus der Sicht von Kunstschaffenden
von Ai Weiwei bis Zhuang Hui zu entdecken. Sie knüpft an die
«Mahjong»-Ausstellung an, die 2005 von Bernhard Fibicher und Ai Weiwei
kuratiert im Kunstmuseum Bern stattfand und weltweit Beachtung fand, weil sie
erstmals in grossem Umfang chinesische Gegenwartskunst im Westen zeigte.
Der Titel «Chinese Whispers» bezieht sich auf das Kinderspiel «Stille Post», bei dem Personen eine Nachricht weiterflüstern, die sich im Lauf der Zeit verfälscht. Diese Idee von Überlieferung, Austausch, Missverständnis und Verzerrung liegt auch der Ausstellungskonzeption zu Grunde. Einerseits wird der Einfluss der westlichen Gegenwartskunst auf das chinesische Schaffen sichtbar, andererseits werden die Auseinandersetzung mit der eigenen Tradition und den Lebensbedingungen im heutigen China reflektiert. Die Ausstellung hinterfragt zudem, welche Wahrnehmung der Westen von China hat – dem grössten Kulturraum und der zunehmend grössten globalen Wirtschaftsmacht, die zwar näher rückt, aufgrund kultureller, historischer und politischer Differenzen gleichwohl fremd bleibt.
Die Ausstellung macht erlebbar, wie sich die chinesischen Künstler und Künstlerinnen eine Position zwischen Westen und Osten, Fortschritt und Tradition erarbeiten. Sie versuchen, selbstbewusst beides zu vereinen und eine eigene Identität im globalen Kunstbetrieb zu finden. Gleichzeitig kommen die Auswirkungen des drastischen Wandels in China im Stadtraum, im Umgang mit Ressourcen, in der Dokumentation der jüngsten Geschichte sowie in der Kritik des politischen Systems oder der emotionalen Innenschau zum Ausdruck.
Hintergrund
Die chinesische Gegenwartskunst ist ein Phänomen ohne
Parallele. Anders als die heutige westliche Kunst, die aus einer Abfolge
kunstgeschichtlicher Entwicklungen entstanden ist, machte die Kunst in China
nach der zaghaften politischen Öffnung in den 1980er Jahren einen Sprung. In
kürzester Zeit griffen chinesische Künstlerinnen und Künstler die verschiedenen
modernen Kunstrichtungen des Westens auf, die sie bis anhin «verpasst» hatten.
Die Inhalte waren dennoch genuin chinesisch und oft eine Reaktion auf die
schwierige politische und gesellschaftliche Situation der Zeit. Seit der
Jahrtausendwende ist eine neue Generation Kunstschaffender am Werk, die
einerseits global tätig ist und dort an vorderster Front mitmischt sowie sich
andererseits wieder vermehrt auf die eigene, sehr reiche künstlerische
Tradition besinnt.
Weitsichtiger Schweizer Sammler
Uli Sigg – Wirtschaftsjournalist,
Unternehmer, Schweizer Botschafter in China (1995 bis 1998) und Kunstsammler –
begann sich Ende der 1970er Jahre mit der chinesischen Gegenwartskunst zu
befassen und in der Folge als Erster in systematischer Weise ihre Werke
zusammenzutragen. Ganz bewusst sammelte er nicht nach seinem Geschmack, sondern
in repräsentativer Weise, wie es dem Auftrag einer Nationalgalerie entspräche.
Deshalb gilt seine Sammlung von mehr als 2‘200 Werken von etwa 350
Kunstschaffenden als die weltweit umfangreichste. Dieses einzigartige Konvolut,
das 40 Jahre chinesische Kunstgeschichte umfasst, wollte Sigg von Beginn an in
sein Ursprungsland zurückbringen. Er fand in dem in Hongkong neu gegründeten M+
Museum for visual culture im West Kowloon Cultural District, Hongkong, die
ideale Stätte und vermachte der Institution 2012 einen grossen Teil seiner
Sammlung. M+, vom Schweizer Architekturbüro Herzog & de Meuron entworfen,
wird 2019 eröffnet und zu einem der weltweit grössten Museen zählen. Die «M+
Sigg Collection» wird den Grundstock der Museumssammlung bilden. Die
Ausstellung «Chinese Whispers» speist sich aus Exponaten der M+ Sigg Collection
wie auch aus der Privatsammlung von Uli Sigg, welche weiterhin wächst.
Gemeinsame Ausstellung
«Chinese Whispers» ist das
bislang aufwendigste Kooperationsprojekt der beiden grossen Berner
Kulturinstitutionen Kunstmuseum Bern und Zentrum Paul Klee, die seit Mitte 2015
unter einer gemeinsamen Dachstiftung operieren. Sie stellen mehr als 4‘000 m2
ihrer Ausstellungsflächen zur Verfügung, um dem Schweizer und europäischen
Publikum eine spannende Auswahl von 150 Werken, darunter auch eine Anzahl
spektakulärer Installationen, zu präsentieren. Danach werden ausgewählte Werke
der Ausstellung im Frühjahr 2017 im MAK – Österreichisches Museum für
angewandte Kunst / Gegenwartskunst in Wien zu sehen sein, bevor die Werke der
M+ Sigg Collection nach Hongkong überführt und dort ab 2019 permanent gezeigt
werden.
Die Künstlerinnen und Künstler
Ai Weiwei, Cao Fei, Cao Kai, Charwei Tsai, Chen Ke,
Chen Chieh-jen, Chen Wei, Chi Lei, Chow Chun Fai, Chu Yun, Cong Lingqi, Ding
Xinhua, Duan Jianyu, Fang Lijun, Feng Mengbo, He Xiangyu, Hu Xiangqian, Jiang
Zhi, Jing Kewen, Jin Jiangbo, Jun Yang, Kan Xuan, Li Dafang, Li Shan, Li
Songhua, Li Songsong, Li Tianbing, Li Xi, Liang Yuanwei, Liu Ding, Liu Wei, Lu
Yang, MadeIn Company / Xu Zhen, Ma Ke, Mao Tongqiang, Ming Wong, Ni Youyu, O
Zhang, Pei Li, Peng Wei, Qiu Qijing, Qu Yan, Shao Fan, Shao Wenhuan, Shen
Shaomin, Shen Xuezhe, Shi Guorui, Shi Jinsong, Song Dong, Song Ta, Sun Yuan /
Peng Yu, Tian Wei, Tsang Kin-Wah, Wang Qingsong, Wang Wei, Wang Xingwei, Adrian
Wong, Xiao Yu, Xie Qi, Xin Yunpeng, Xu Di, Xue Feng, Yan Lei, Yang Meiyan, Ye
Xianyan, Zeng Han, Zhang Jianjun, Zhang Xiaodong, Zhao Bandi, Zheng Guogu,
Zhuang Hui.
Kontakte:
Kunstmuseum Bern
Michèle Thüring, Leiterin
Marketing & Kommunikation
+41 31 328 09 19
Zentrum Paul Klee
Eva Pauline Bossow, Leiterin
Medien, Marketing & Kommunikation
+41
31 359 01 88