Das schwache Geschlecht - Neue Mannsbilder in der Kunst, 18.10.2013 – 09.02.2014
Eine geballte Ladung Mannsbilder
Die Ausstellung „Das schwache Geschlecht – Neue Mannsbilder in der Kunst“ beleuchtet, wie sich das männliche Selbstverständnis und die Darstellung von Männlichkeit in der Kunst seit den 1960er-Jahren verändert haben. Zu sehen sind Werke von 40 Künstler-innen und Künstlern, die Männlichkeit hinterfragen und neu inszenieren. Das Kunst-museum Bern fördert mit dieser Ausstellung den Dialog und setzt dazu vermehrt auf Social Media. Zum ersten Mal kann auch direkt in der Ausstellung auf die aufgeworfenen Fragen reagiert werden.
Zum ersten Mal überhaupt wird der westliche, heterosexuelle Mann als gesellschaftlich und kulturell definiertes Wesen in einem Schweizer Kunstmuseum thematisiert. Dabei geht es nicht darum, mit dem männlichen Geschlecht abzurechnen. Vielmehr bietet die Ausstellung eine spielerische, lustvolle Beschäftigung mit dem Thema und versucht, mit herkömmlichen Klischees zu brechen.
Ganze Bandbreite an Medien und
Mannsbilder
Die Ausstellung wartet mit Werken auf, die die ganze Bandbreite künstlerischer Arbeitsweisen
ab-decken: gezeigt werden Gemälde, Zeichnungen, Fotografien, Filme, Videos,
Skulpturen und Performance-Installationen. Künstlerinnen und Künstler aller
Altersklassen sind in der Ausstellung vertreten und zeigen Werke, die Männer
aller Alterskategorien in den Fokus rücken. Was allen Werken gemein ist: Sie
befragen gesellschaftliche Normen, wer oder was ein Mann überhaupt ist, inszenieren
Männlichkeit neu und reflektieren über das Mannsein an sich. So greifen die
Werke das Thema Männlichkeit auf, das auch in der breiten Gesellschaft
diskutiert wird, sei es, wenn es um weinende Sportler, benachteiligte
Scheidungsväter, überforderte Topmanager, kriminelle junge Männer oder um Emotionen
geht, die Männer heute offen an den Tag legen.
Von starken Schwächen, Erotik und
dem Mann in der Krise
Die Ausstellung ist in sechs
Kapitel gegliedert, die die zentralen Aspekte der Maskulinitätsforschung
aufgreifen und so gleichzeitig kunsthistorisch einem losen chronologischen
Faden folgen. So dreht sich das Einführungskapitel um „Starke Schwächen“ mit Darstellungen
von weinenden und ängstlichen Männern. Das zweite Kapitel „Experimente“ thematisiert
aufregende Aktionen, die unter Einfluss der sozialen Aufbruchsbewegungen der
1960er/1970er-Jahre entstanden sind. „Emotionen“ zeigt aufwühlende,
künstlerische Inszenierungen männlicher Emotionalität. Im Kapitel „Erotik“ werden
Werke präsentiert, in denen Männer neu zu Objekten der Begierde werden. Die
beiden letzten Kapitel „Krise und Kritik“ sowie „Männlichkeit als Maskerade“
hinterfragen tradierte Männerbilder und berichten vom Potential neuer
geschlechtlicher Verortungen.
Neue Wege in der Vermittlung
Die Ausstellung ist Beispiel dafür, wie Museen heute ihre gesellschaftliche
Funktion und ihren Bildungsauftrag wahrnehmen und wie mittels Kunst über
gesellschaftlich relevante Fragen nachgedacht werden kann. Kunst stellt Verhältnisse
oft radikaler in Frage und entwirft andere Bilder als uns die Werbung und die
Medien präsentieren. Das Kunstmuseum Bern geht auch neue Wege in der
Vermittlung, indem es aktiv in den Dialog mit den Besucherinnen und Besuchern
tritt: So hat das Publikum die Möglichkeit, in der Ausstellung selbst an zwei
Computerstationen mitzudiskutieren und auch der Blog zur Ausstellung bietet die
Gelegenheit, sich vertieft mit dem Thema auseinanderzusetzen und sich dazu zu äussern. Das handliche Taschenbuch mit Fachbeiträgen und
Werkbeschreibungen ist zudem im Ausstellungseintritt inbegriffen. Auch eröffnet das Vermittlungsprogramm mit
Ausstellungsrundgängen, Werkgesprächen mit geladenen Gästen, einem
Podiumsgespräch, dem Kinoprogramm in Zusammenarbeit mit dem Kino Kunstmuseum sowie Workshops für
Schulen verschiedenste Perspektiven und liefert Denkanstösse zum Thema Männlichkeit
heute.
Kontakt: Brigit Bucher, , T +41 31 328 09 21
Bilder: Marie Louise Suter, , T +41 31 328 09 53