Meret Meyer Scapa. Ein Leben für die Kunst, 04.04. - 03.05.2015
Aus der Verborgenheit aufgetaucht
Die Berner Künstlerin Meret Meyer Scapa (*1930) ist in der Kunst- und Tanzszene bestens vernetzt. Sie pflegte unter anderem Kontakte zu Daniel Spoerri, Harald Szeemann, Meret Oppenheim, Jean Tinguely oder Niki de Saint-Phalle. Ihr eigenes künstlerisches Schaffen als Malerin, Zeichnerin und Plastikerin hat die Künstlerin ganz für sich selber realisiert. Nur ein einziges Mal hat sie sich bisher zu einer kleinen Ausstellung überreden lassen. Zu Ihrem 85. Geburtstag taucht die Berner Künstlerin jetzt aus der Verborgenheit auf und gewährt einen konzentrierten Blick auf ihr über mehr als sechzig Schaffensjahre umfassendes Oeuvre.
Das enorm vielseitige und reichhaltige Werk von Meret Meyer Scapa umfasst Performances, Malerei, Collagen, sowie kleine und grossformatige plastische Arbeiten in Ton.
Prägendes künstlerisches Umfeld
Durch ihren Vater, den Berner Verleger Hans Meyer-Benteli, der sich als Freund von Paul Klee um dessen künstlerischen Nachlass verdient gemacht hatte, sowie später durch ihren Gatten Ted Scapa, der das Familienunternehmen Benteli zum führenden Kunstbuchverlag ausbaute, hatte die Künstlerin früh Zugang zum illustren Kreis der internationalen Kunst. Sie wuchs in einem Elternhaus mit persönlichen Beziehungen zu den Grossen der Kunst im 20. Jahrhundert auf, allen voran Paul Klee und Wassily Kandinsky. Wichtige Impulse vermittelte ihr Otto Nebel, aber auch bei den Berner Malern Victor Surbek und Max von Mühlenen ging sie ein und aus. In den frühen 1950er-Jahren besuchte Meret Meyer zwei Jahre lang die Kunstgewerbeschule Zürich. Johannes Itten, Emil Mehr, Hans Finsler und Luis Conne waren ihre prägenden Lehrer. Anschliessend wechselte sie nach Paris an die Nouvelle École de Paris und machte sich mit der lyrischen Abstraktion von Roger Bissière ebenso vertraut wie mit der primitivistischen neuen Gegenständlichkeit von Jean Dubuffet. Zum krönenden Abschluss des Paris-Aufenthalts wurde der Unterricht bei Fernand Léger bis zu seinem unerwarteten Tod 1955. In seinem Atelier hat sie die Anregung zum Modellieren erhalten, und die Mitarbeit an den monumentalen Wandmalereien und Mosaiken regte sie zur ihrer späteren Ausmalung des Atelierhauses am Murtensee an. Weiter für ihre eigene Kunst von Bedeutung war die frühe Auseinandersetzung mit ozeanischer und afrikanischer Stammeskunst sowie mit der Kunst der Aborigines und Inuit, die sie sammelt und erforscht.
Bedingungslose Selbstverwirklichung unter Ausschluss der Öffentlichkeit Meret Meyer Scapa setzte ihre Kunst bewusst nie dem Urteil der Öffentlichkeit aus. Dass ihr enigmatisches Werk ohne alle Fremdeinflüsse entstand, macht es umso authentischer, fremder und unergründlicher. Ihre Motive sind unverwechselbar persönlich, jedes Werk ein Standbild aus einem ihrer Träume. Alles, was sie malt, befindet sich in stetiger Verwandlung: Blumen, Landschaften, Zaubergärten, Häuser, Tiere, Menschen und archetypische Mischwesen wechseln fortwährend ihre Gestalt. Dabei lotet Meret Meyer Scapa die Grundthemen des Surrealismus in grosser stilistischer Eigenständigkeit aus. Kein einziges Werk der Künstlerin befindet sich in einer öffentlichen Sammlung. Eine Auswahl an Gemälden und plastischen Arbeiten wird nun durch die Präsentation im Kunstmuseum Bern zum ersten Mal überhaupt öffentlich zugänglich. Ein weiterer Überblick über das Leben und Schaffen von Meret Meyer Scapa ermöglicht zudem die Publikation „Meret Meyer Scapa. Ein Leben für die Kunst“, die zeitgleich zur Werkpräsentation im Kunstmuseum Bern erscheint. Dieses In-die-Öffentlichkeit-Treten als Künstlerin, das ihr ihr Ehemann Ted Scapa und ihre Tochter Tessa Scapa zum 85. Geburtstag schenken wollten, liess Meret Meyer Scapa nur widerwillig zu. Der Blick auf das Schaffen der ausserordentlichen Berner Künstlerin ist deshalb erst durch einen schmalen Spalt möglich, lässt aber die grossen Linien und Themen, die es strukturieren, erkennbar werden.
Kontakt: Brigit Bucher, , T +41 31 328 09 21
Bilder: Marie Louise Suter, , T +41 31 328 09 53