Medienmitteilung

Antonio Saura. Die Retrospektive, 06.07. – 11.11.2012

Revolutionär expressiv

Antonio Saura (1930-1998) gehört zu den grossen Malern des 20. Jahrhunderts und zu den prägendsten Exponenten der spanischen Kunst. Seine Werk ist weltweit in den wichtigen Sammlungen moderner Kunst vertreten. Zusammen mit der Stiftung archives antonio saura in Genf zeigen das Kunstmuseum Bern und das Museum Wiesbaden eine rund 200 Werke umfassende Retrospektive, die das Gesamtwerk des Künstlers in seiner ganzen Breite und Komplexität ausleuchtet.

Das Kunstmuseum Bern hat in drei epochalen Ausstellungen das Werk des grössten spanischen Malers Pablo Picasso präsentiert. Nun setzt es die Auseinandersetzung mit der spanischen Malerei fort und zeigt eine umfassende Retrospektive des figurativ-expressiven Künstlers Antonio Saura. Es sind die Schlüsselthemen der Malerei die Saura in seinem Werken einer revolutionären Neuformulierung unterzieht. Die Ausstellung widmet sich sämtlichen Schaffensphasen Sauras, zeigt seine grossen malerischen Hauptwerke und Gemäldezyklen, aber auch Aspekte seines illustrativen und zeichnerischen Œuvres. Erstmals werden zudem seine Eisenplastiken vorgestellt.

Vom Surrealismus zu expressiv-gestischen Werken
Antonio Saura wird 1930 in Huesca geboren. Eine Tuberkuloseerkrankung zwang ihn in Madrid zu fünfjähriger totaler Ruhe, was ihn 1947 veranlasste, mit dem Malen und Schreiben zu beginnen. Seine ersten künstlerischen Anregungen verdankt er Yves Tanguy und Joan Miró. In zahlreichen Werken mit surrealistischen „Traumweltcharakter“ entwickelt er früh einen persönlichen Stil. Zwischen 1952 und 1955 folgen verschiedene  Aufenthalte in Paris, wo er sich 1967 niederlässt. Nach der Abkehr vom Surrealismus entstehen ab 1956 mit den thematischen Zyklen Damen und Selbstbildnisse expressiv-gestische Werke. 1957 ist Saura Mitbegründer der Künstlergruppe El Paso in Madrid, die er bis zu deren Auflösung 1960 leitet. Etwa gleichzeitig entstehen die ersten Kreuzigungen, in denen er Diego Velázquez‘ Gemälde Gekreuzigter Christus im Madrider Prado zum Ausgangspunkt nimmt. Ab 1959 widmet er sich grossformatigen Gemälde-Serien (Schweisstücher, Bildnisse, Akte, Menschenmengen), auf deren Thematik er in seinem späteren Werk immer wieder zurückgreift. Es folgen die Zyklen der Imaginären Bildnisse und der Vertikalen Damen.

Plastiken, Umzug nach Paris und schriftstellerischen Tätigkeit
1960 beschäftigt sich Saura mit der Plastik. Er schweisst verschiedenartige Metallelemente zusammen, um menschliche Köpfe, ganze Gestalten oder Kreuzigungen zu schaffen. Nach seinem Umzug nach Paris engagiert sich Saura im Widerstand gegen das Franco-Regime und nimmt an zahlreichen Diskussionen und Streitgesprächen zu Fragen der Politik, der Ästhetik oder des künstlerischen Schaffens teil. Thematik und Bilderfindung werden von nun an reichhaltiger. In den Bildzyklen Goyas Hund und den ab 1983 entstandenen Porträts von Dora Maar setzt Saura sich mit Schlüsselwerken Goyas und Picassos auseinander. 1971 wendet er sich zeitweise von der Malerei auf Leinwand ab und widmete sich vermehrt der Schriftstellerei, sowie dem Zeichnen und Malen auf Papier. In seinen Schriften, die ab 1977 veröffentlicht werden, erschliesst er literarisch sein eigenes künstlerisches Oeuvre. Auch schafft er Bühnenausstattungen für Theater, Ballett und Oper und illustriert literarische Werke. Von 1983 bis zu seinem frühzeitigen Tod nimmt Saura seine Themen und Figuren wieder auf und entwickelt diese zu einem umfangreichen Werk.

Umfassender Werküberblick
Die Ausstellung im Kunstmuseum Bern, die anschliessend  im Museum Wiesbaden zu sehen sein wird, ist ein ehrgeiziges Projekt, handelt es sich doch um die erste grosse Retrospektive seit der bedeutenden Ausstellung, die Ad Petersen dem Werk Sauras 1979 im Stedelijk Museum in Amsterdam gewidmet hat. Im Rahmen der Ausstellung erscheint ein umfangreicher Katalog sowie die deutsche Übersetzung der Publikation Antonio Saura, Por sí mismo (Antonio Saura. Über sich selbst), mit Texten von Saura über sein eigenes Werk.

Kontakt: Brigit Bucher, , T 031 328 09 21
Bilder: Marie Louise Suter, , T +41 31 328 09 53