Yves Netzhammer. Die Subjektivierung der Wiederholung. Projekt B, ab Mai 2010 bis auf Weiteres
Welt im Spiegel
Die Stiftung GegenwART des Mäzens Dr. h.c. Hansjörg Wyss präsentiert ihren jüngsten Ankauf: eine monumentale Installation aus Bildern, Ton und Projektionen von Yves Netzhammer. Dem Publikum wird eine faszinierende Erlebniswelt eröffnet.
Yves Netzhammers (geb. 1970 in Schaffhausen, Schweiz) raumfüllende
Installation ist von aussen ein bilderloser Keil, innen eröffnet sich
eine pulsierende Bilderwelt. Die beiden Wände sind verspiegelt, der
Betrachter wähnt sich in einem Spiegelkabinett. In der Ecke des Keils
steht eine hölzerne Baumsilhouette, auf dem Boden liegen Blätter.
Ebenfalls im Innern sind drei Videoprojektionen mit Bildern der Gewalt
aber auch der Annäherung von Menschen, Tieren und Pflanzen zu sehen. Zu
hören ist eine komplexe Tonspur, die Bern Schurer eigens für die
Installation komponiert hat. Durch die seitliche Verspiegelung werden
die Filmprojektionen aber auch der Betrachter selbst im Raum
vervielfacht. Das eigene Spiegelbild tritt in Interaktion mit den
projizierten Bildern. Es entsteht der Eindruck eines mehrdimensionalen
Universums.
Tatsächliche Welt und Gegenwelt
Wie in vielen Werken von Yves Netzhammer geht es auch in dieser
Installation um Berührungen und Beziehungen zwischen Mensch, Tier, Ding
und Welt und um Kritik an der Zivilisation. Thematisiert werden auch
Anpassungen und Verwandlungen von einem Wesen in ein anderes. Diese
Wandlungsfähigkeit stellt die Stabilität der Identität in Frage,
verweist aber auch auf das grundsätzlich Ähnliche aller Lebewesen. Die
Installation von Netzhammer ist einerseits eine Gegenwelt zur
tatsächlichen Welt und doch andererseits auch eine Spiegelung davon. Die filmische Bildwelt tritt in einen Dialog mit der Welt des Betrachters,
der selbst Teil des Werkes wird.
Projekt A und Projekt B
Yves Netzhammers Installation wurde ein erstes Mal in der Karlskirche in Kassel als Teil des offiziellen Begleitprogramms der Documenta 12
(2007) gezeigt. Es war das Gegenstück zur gleichzeitig im Schweizer
Pavillon an der Biennale von Venedig präsentierten Die Subjektivierung
der Wiederholung, Projekt A. Projekt A war eine ebenso monumentale
Installation, bei der eine schräg eingezogene Ebene von der
Aussenfassade in das Innere führte. Die Fassadenverkleidung zeigte
Zeichnungen in Schablonentechnik, im Inneren des Pavillons war ein
Videofilm von 42:24 Min. Dauer zu sehen. Während das Projekt A
hauptsächlich als nach aussen gestülpte Intervention sichtbar wurde, ist sie im Projekt B nach innen verlegt. Das Geschehen zieht sich in einen
Innenraum zurück, von wo aus die Umgebung über die Spiegelung an den
Seitenwänden regelrecht implodiert.
Die Installation ist bis auf Weiteres im Kunstmuseum Bern zu sehen.
Ankauf der Installation: Stiftung GegenwART, Dr. h.c. Hansjörg Wyss
Unterstützung Aufbau der Installation: Credit Suisse,
Partner Kunstmuseum Bern / Ernst und Olga Gubler-Hablützel
Stiftung
Kuratorin: Kathleen Bühler, Kuratorin Gegenwart Kunstmuseum Bern