Nakis Panayotidis. Das Unsichtbare sehen, 21.11.2014 - 15.03.2015
Flüchtige Phantome und magische Lichterscheinungen
Nakis Panayotidis wurde 1947 in Athen geboren. Nach dem Studium der Architektur und der bildenden Künste in Turin und Rom liess er sich 1973 in der Schweiz nieder. Seitdem lebt und arbeitet er teils in Bern und teils auf griechischen Kykladeninsel Serifos. Im Jahr 1994 fand die erste grosse Museumsausstellung von Nakis Panayotidis im Kunstmuseum Bern statt. Zwanzig Jahre danach und nach vielen weiteren internationalen Einzelausstellungen widmet das Kunstmuseum Bern dem vielseitigen Künstler und wichtigen Vertreter der Arte Povera nun eine umfassende Retrospektive.
Panayotidis liebt die Gegenwart, in der er lebt, obgleich die Mythologie und Kunst der Antike zu seinem Leben gehören. Er ist immer Realist und geht stets allein von dem aus, was er vor sich sieht. VEDO DOVE DEVO. Diese drei Worte, die als Neon-Schriftzug an der Fassade des Kunstmuseums Bern leuchten, bringen die zentrale Botschaft von Nakis Panayotidis auf den Punkt. „Ich sehe, wo ich muss“. Alles ist immer eine Frage des Blickwinkels, Wahrnehmung nie eindeutig. Die Kunst von Panayotidis verbindet Licht und Leben und ist nie statisch. Immer geht es um den Augenblick, wo Gegensätze einen Moment in Balance verharren: Ebbe und Flut, Ein- und Ausatmen, Wurf und Fall, Tag und Nacht, Leben und Tod. Permanente Bewegung und Veränderung sind zentrale Anliegen seiner Kunst.
Ein unermüdlicher
Improvisator am Werk
In seinen Objekten, Fotoinstallationen, Bildern und Neonarbeiten
reflektiert Panayotidis die Bedeutung, den Wert, die Wahrheit dessen, was er
sieht. Das Ziel seiner Kunst ist es, im momentanen Zufallsbild das
hervorzuheben und aufscheinen zu lassen, was über den Augenblick hinaus
permanent anwesend ist und somit die Sicht auf das Unsichtbare zu ermöglichen. Alles
dreht sich bei Panayotidis um Grundfragen der menschlichen Existenz. Er beschäftigt sich in
seinen Werken mit Philosophie und Mythologie, sozialer Gerechtigkeit und
innerer Freiheit. Seine Inspiration und Materialien bezieht er dabei spielend
aus der Umgebung, in der er sich gerade aufhält. So geht Panayotidis als
unermüdlicher Improvisator bei jedem Werk von neuen Gegebenheiten aus. In der
Tradition der Arte Povera verwendet er verschiedenste Materialien wie Stein,
Stroh, Blei, Eisen, Kupfer, Lampen usw. Oft verwertet er Zerschlissenes und
Ausrangiertes. Gleichzeitig benutzt Panayotidis wertvolle Werkstoffe wie
Bronze, die er aber nicht anders behandelt als beispielsweise nassen Dreck. Ihn
interessiert das Beiläufige und das Flüchtige, was sich in seiner Vorliebe
zeigt, Licht und Wasserdampf in seinem Schaffen zu verwenden. Wasserdampf
verwandelt dabei seine Plastiken in flüchtige Phantome, hinter Fotografien und
Zeichnungen verstecke Neonröhren lassen seine Bilder zu magischen
Lichterscheinungen werden, erstarrter Teer lässt seine Papierarbeiten
bedrohlich anschwellen, auf den Kopf gestellte Neonschriften geben Rätsel auf.
Ausstellung in enger
Zusammenarbeit mit dem Künstler
Die Ausstellung ist Teil der Reihe über bedeutende Schweizer Künstler mit
Bern-Bezug und ist in enger Zusammenarbeit mit dem Künstler konzipiert. Gezeigt
werden Skulpturen, Installationen, Gemälde, Zeichnungen und Fotografien, die
seit den frühen 1970er-Jahren entstanden sind. Ein Fokus liegt auf aktuellen, von
Panayotidis speziell für die Ausstellung in Bern geschaffenen Arbeiten. Die
Werke sind umgekehrt chronologisch angeordnet: Beginnend in der Gegenwart
schreitet der Besucher in die Vergangenheit. Ältere Arbeiten werden in neuer
Form präsentiert und mit Neuem kombiniert, was deutlich macht, dass Panayotidis
keinen Unterschied zwischen den Schaffensphasen macht und Grenzen auch zwischen
Alt und Neu aufhebt.
Kontakt: Brigit Bucher, , T +41 31 328 09 21
Bilder: Marie Louise Suter, , T +41 31 328 09 53