China-Fenster 2010: Big Draft – Shanghai. Chinesische Gegenwartskunst aus der Sammlung Sigg 19.11.2010 – 6.2.2011
Vielgestaltige Gegenwartskunst aus Shanghai
2005 fand im Kunstmuseum Bern die Ausstellung Mahjong. Chinesische Gegenwartskunst aus der Sammlung Sigg statt. Sie rief ein sehr breites Medienecho im In- und Ausland hervor und bot einen idealen Einstieg in die damals noch kaum wahrgenommene chinesische Gegenwartskunst. Der Mahjong-Katalog gilt noch heute als Standartwerk. Mit der 2006 ins Leben gerufenen Ausstellungsreihe China-Fenster konnte die Zusammenarbeit mit Uli und Rita Sigg fortgesetzt und in regelmässigen Abständen Einblick in deren umfangreiche Sammlung gewährt werden. Das Chinafenster 2010 ist Gegenwartskunst aus Shanghai, der Metropole der Superlative, gewidmet.
Das Kunstmuseum Bern zeigt Arbeiten aus der Sammlung Sigg von dreizehn
chinesischen Künstlerinnen und Künstlern, die in der Millionenstadt
leben und arbeiten, sowie Werke von zwei Pekinger Künstlern, die
explizit auf Shanghai Bezug nehmen.
Heterogene Kunstlandschaft
Shanghai, die «Stadt über dem Meer» – so die Übersetzung der chinesischen Schriftzeichen –, zählt mit mehr als 18 Millionen Einwohnern zu den zehn grössten Städten
weltweit. Der massive Innovationsdruck, hervorgerufen durch die
wachsende wirtschaftliche internationale Bedeutung Chinas, äussert sich
in der rasanten Veränderung dieser Millionenstadt. Shanghai erfindet
sich ständig neu und erzeugt dabei ein Spannungsfeld aus altem und
modernem China, westlichem und chinesischem Gedankengut.
Diese von Gegensätzen und Spannungen geprägte Vorwärtsbewegung äusserst
sich auch in der sehr heterogenen Kunstlandschaft Shanghais. Eine
Plattform für junge chinesische Kunst bieten unter anderem die
zahlreichen Galerien sowie Veranstaltungen wie die Shanghai Biennale,
Shanghai Art Fair und in diesem Jahr auch die Expo 2010.
Grosses kreatives Potential
Für Shanghai typische
künstlerische Fragestellungen, Inhalte oder Bildsprachen lassen sich
kaum ausmachen. Auffällig ist die inhaltliche wie auch formale Vielfalt
der künstlerischen Positionen. So sind neben Malerei auch Fotografie und Videokunst, Skulptur und Installation in der Ausstellung vertreten.
Während Shi Guorui mit seiner Ansicht der Shanghaier Skyline von aussen
einen Blick auf die futuristisch wirkende Stadt wirft, zoomt Jin Jiangbo mit seiner interaktiven Installation das Leben eines Wanderarbeiters
heran. Zhang Qing lässt in seiner Videoarbeit die Taxis tanzen und Shi
Yong spielt mit kleinen Gipsfiguren auf die Anonymität in der Grossstadt an. Ni Youyu hingegen entwirft auf der Leinwand geometrische
Versuchsräume, in die er skurril anmutende Landschaften einschreibt.
Die Ausstellung gewährt Einblick in die vielgestaltige und lebendige
Kunstszene einer Stadt, die sich in einem ständigen Entwurfsstadium zu
befinden scheint: stets unfertig, immer veränderbar, nie endgültig und
dadurch ewig verheissungsvoll. Die Auswahl der fünfzehn Künstlerinnen
und Künstler macht indes bewusst, welch grossartige kreative Potentiale
gegenwärtig in Shanghai aktiv sind.
Mit Werken von: Chen Yuyu, Chi Peng, Ji Wenyu & Zhu Weibing, Jin Feng, Jin Jiangbo, Liu Jianhua, Lu Chunsheng, Ni Youyu,
Pan Xiaorong, Shi Guorui, Shi Yong, Xu Zhen, Zhang Jian-Jun, Zhang Qing