Edward Burne-Jones, Das Irdische Paradies, 19.03. - 25.07.2010
Flucht ins Paradies
Das Kunstmuseum Bern zeigt erstmals in der Schweiz eine grosse Einzelausstellung des viktorianischen Malers und Zeichners Edward Burne-Jones. Mythen, Sagen und Legenden werden in seinen Werken lebendig. In seiner überwältigenden Malweise stellt Burne-Jones eine Welt voller Schönheit dar. Die Ausstellung wurde zusammen mit der Staatsgalerie Stuttgart konzipiert und präsentiert das vielseitige Schaffen von Burne-Jones mit grossformatigen Gemäldezyklen, Zeichnungen, Möbeln und Glasfenstern.
Edward Burne-Jones (1833-98), einer der Hauptvertreter der
Präraffaeliten, wird in dieser gross angelegten monografischen Schau
erstmals in der Schweiz präsentiert. In Kontinentaleuropa wurde die
viktorianische Kunst bisher vernachlässigt, was eine Reise nach
Grossbritannien unumgänglich machte, wollte man sich mit Werken dieser
Epoche vertraut machen. Die Ausstellung, die zusammen mit der
Staatsgalerie Stuttgart konzipiert wurde, vereint rund hundert Gemälde
und Zeichnungen, Möbel und Glasfenster dieses faszinierenden Meisters
des englischen Symbolismus. Im Kunstmuseum Bern wird zudem ein Bezug zum Symbolismus des Zeitgenossen Ferdinand Hodler geschaffen.
Eine Entdeckung auch für Fantasy-Begeisterte
Der Titel der Ausstellung verweist auf eine der wichtigsten
literarischen Quellen, aus der Burne-Jones die Inspiration für seine
erzählerischen Zyklen bezog, William Morris’ Erfolgsbuch The Earthly Paradise (1868). Morris, seit der gemeinsamen Studienzeit in Oxford engster
Freund, Weggefährte und Geschäftspartner von Edward Burne-Jones, erzählt darin altnordische, mittelalterliche und klassische Sagen und Legenden
neu. Gleichzeitig spielt der Titel auch auf Burne-Jones’ Anliegen an,
mit den Mitteln der Kunst einen Gegenentwurf zum Alltag der
viktorianischen Zeit zu schaffen, die von den Auswirkungen der
industriellen Revolution geprägt war. Burne-Jones flüchtete sich mit
seiner Kunst vor Moralvorstellungen und gesellschaftlichen Zwängen in
eine phantastische Welt der Sagen und Märchen, die bevölkert ist mit
Rittern, Zauberern, Drachen und Prinzessinnen, Feen, Göttern und
verführerischen Frauen. Diese Welten gleichen den Fantasy-Universen in
den Geschichten von Harry Potter oder von Herr der Ringe bei
J.R.R. Tolkien. So vermag Burne-Jones’ Werk heute nicht nur Kunstkenner, sondern auch jugendliche Abenteurer und Glücksucher in seinen Bann zu
ziehen.
Grosse Themen in grossen Gemälden
Der ehemalige Theologie-Student Burne-Jones zeigt den Menschen
stets auf einer Art Pilgerreise auf dem Weg zu seinem letzten irdischen
oder himmlischen Zustand. Immer wieder fragt er nach den grossen Themen
wie Schuld und Sühne, die Suche nach dem Sinn des Lebens, Schönheit und
Vergänglichkeit, Glück und Unglück. Burne-Jones stellt die
phantastischen Themen oft in erzählerischen Zyklen von mehreren Bildern
dar, ähnlich der heutigen Comicstripzeichnung. Neben der Perseus-Folge
sind weitere wichtige Bilderzählungen in der Ausstellung zu sehen: Der
grossformatige Zyklus zu Amor und Psyche oder die vierteilige
Pygmalion-Serie. Aus mittelalterlichen Quellen entwickelte er den
christlichen Georgs-Zyklus, die märchenhaft und intensiv farbigen
Dornröschen-Darstellungen und die erschütternde Darstellung der Seelen
am Ufer der Styx.