Körper - Raum - Klang. Eine Werkübersicht im Kunstmuseum Bern und Zentrum Paul Klee
Eisenplastik, Musik, Grafik, Fotografie, Film: Sinnlichkeit in allen Gattungen
Oscar Wiggli ist einer der führenden Schweizer Künstlerpersönlichkeiten seiner Generation. In seinen bald sechzig Schaffensjahren hat der Künstler ein Œuvre von enormer technischer und formaler Breite geschaffen, das subtile Blechkonstruktionen ebenso umfasst wie monolithische Monumentalplastiken. Er ist unter den Bildhauern des 20. Jahrhunderts aber auch einer der grossen Zeichner, Grafiker und Fotografen. Räume und Volumen erkundet er zudem mit akustischen Strategien. Geräusche, Klänge und Tonsysteme mischt er am Computer zu virtuellen Klangkörpern, die in der Avantgardeszene grosse Beachtung finden. Die Werkübersicht ist die erste gemeinsame Ausstellung vom Kunstmuseum Bern und Zentrum Paul Klee.
Oscar Wigglis Beitrag zur Eisenplastik, der in den fünziger Jahren einsetzt, ist von internationaler Bedeutung. Oscar Wiggli selbst hat einmal gesagt: «Alle meine Plastiken sind Frauen.» So sind denn auch die weiblichen Körperformen in seinen Plastiken unschwer zu erkennen. Die Körperlichkeit und Sinnlichkeit der Formen sind auch heute noch kennzeichnend für Wigglis geschmiedete Werke. Doch nicht nur als Eisenplastiker hat sich Oscar Wiggli einen Namen gemacht: Der Ausstellungstitel Körper – Raum – Klang verweist auf die Vielfalt von Oscar Wigglis künstlerischer Tätigkeit als Plastiker, Zeichner, Grafiker, Fotograf und Komponist elektroakustischer Musik.
Oscar Wiggli erforscht Analogien zwischen den Gattungen, die sich gegenseitig befruchten. So zeichnet Wiggli beispielsweise Klanggebilde, die so genannten Sound-Lavis. Seine musikalischen Partituren sind Collagen aus Bildausschnitten seiner Plastiken oder aus Fragmenten seiner Zeichnungen und Fotografien. Im übertragenen Sinne bringt Wiggli dadurch seine Plastiken zum Klingen. In seinen elektroakustischen Kompositionen mischt er Geräusche, die beim Schmieden ertönen, und sonstige Klänge zu virtuellen Klangkörpern. Bereits seine früheren Werke sind von einem musikalischen Grundgefühl geprägt: beschwingte Eisenplastiken und Fotografien bewegter Landschaften, «tänzelnde» Blechfiguren, gezeichnete schlanke hohe Gestalten und wellige, vibrierende Körper zeugen von einem musikalischen Gestaltungsprinzip. Anders ausgedrückt: Wiggli schmiedet Töne, zeichnet Klänge und lässt in seinen Kompositionen Hammerschläge erklingen. So gelang es Oscar Wiggli in den letzten zwanzig Jahren, sein Schaffen unter dem Zeichen der musikalischen Kompositionen zu einem Gesamtkunstwerk zu vereinen.
Zum 80. Geburtstag von Oscar Wiggli präsentieren das Kunstmuseum Bern und das Zentrum Paul Klee einen umfassenden Überblick über alle Schaffensrichtungen des Künstlers. Während das Kunstmuseum Wigglis Plastiken anhand kleiner und mittlerer Formate präsentiert, werden im Aussenbereich des Zentrum Paul Klee und dem Skulpturenpark Martha Müller sowie in der Museumsstrasse gross- und mittelformatige Stahlplastiken gezeigt, die vorwiegend zwischen 1987 und 1994 in den Von Roll-Werken in Gerlafingen mit Hilfe von industriellen Pressen und hydraulischen Schmiedehämmern entstanden sind.