Ricco Wassmer 1915-1972. Zum 100. Geburtstag
Anlässlich des 100. Geburtstags von Ricco Wassmer (eigentlich Erich Hans Wassmer, 1915–1972) zeigt das Kunstmuseum Bern eine umfassende Retrospektive des Schweizer Malers. Mit surreal wirkenden Arrangements schuf er ein einzigartiges Werk zwischen Naiver Malerei, Neuer Sachlichkeit und Magischem Realismus. Das verlorene Kinderparadies, schlanke Jünglinge, Matrosensujets, Segelschiffe, Stillleben, Hommagen und die Sehnsucht nach der Ferne sind die zentralen Themen seines Œuvres.
Seine Jugend verbrachte der Industriellensohn in einem kunstnahen Milieu auf Schloss Bremgarten bei Bern. Nach Studien in München und Paris kehrte er 1939 in die Schweiz zurück. 1948/49 verbrachte er mehrere Monate auf Tahiti und fuhr dann als Schiffskoch auf einem Frachter zweimal um die Welt. Ab 1950 lebte er teilweise in Zentralfrankreich bei Vichy, blieb aber der Berner Szene um den Kunsthalle-Leiter Arnold Rüdlinger weiterhin verbunden. 1963 übersiedelte er nach Ropraz bei Lausanne, 1972 starb er im Alter von 57 Jahren an den Folgen einer langjährigen Lungenkrankheit.
Die über 200 Leihgaben vor allem aus Privatbesitz bieten einen breiten Überblick über Riccos gesamtes Schaffen. Viele Werke, darunter auch neu entdeckte, wurden noch nie öffentlich präsentiert. Weil die Verwendung der Kamera dem Maler nicht nur Ersatz für das Modellstudium bedeutete, sondern ab den 1950er-Jahren einen wachsenden Stellenwert einnahm, wird auch eine grosse Auswahl von Fotografien gezeigt. Hinzu kommen Gegenstände, die dem leidenschaftlichen Sammler als Bildvorlagen dienten.
Die chronologisch gegliederte Schau basiert auf der von Betty Stocker begonnenen und ab 2008 von Marc-Joachim Wasmer fortgesetzten Forschung für den „Catalogue raisonné der Gemälde und Objekte“. Zur Eröffnung erscheint ein zweibändiger, reich illustrierter Katalog mit Biografie und kritischem Werkverzeichnis, das auch online abrufbar sein wird.
Nach der zum Dokumentarfilm von Mike Wildbolz realisierten Kabinettausstellung von 2002 ist es die zweite posthume Präsentation des Künstlers in Bern. Grundlage der Exponate bilden das auf das Kunstmuseum Bern und das Aargauer Kunsthaus Aarau verteilte Legat des Sammlers Emanuel Martin sowie Dauerleihgaben und der Foto-Nachlass.