Kunstmuseum Bern @ PROGR Bettina Disler: Video Works
Zwischenmenschliches in Nahaufnahme
Die Stiftung GegenwART erwarb kürzlich drei Videoarbeiten von Bettina Disler für die Sammlung des Kunstmuseum Bern. Die Zürcher Medienkünstlerin ist bekannt für ihre sorgfältigen Inszenierungen von zwischenmenschlichen Konflikten. Gezeigt werden die drei Neuerwerbungen im Fenster zur Gegenwart des Kunstmuseum Bern @ PROGR.
Die drei Videofilme von Bettina Disler berühren ein zentrales Dilemma der heutigen Zeit: nämlich dass ein wachsender Teil der Gesellschaft aus Singles besteht auf der steten Suche nach dem Gegenüber, das mit ihnen das Leben teilen, und sie aus dem solitären Dasein befreien soll. Die Filme kreisen um wechselnde Gefühlslagen zwischen Zweifel, Hoffnung und Sehnsucht.
Liebe und all ihre Facetten
Der Reigen beginnt bei der frischen Verliebtheit von jungen Erwachsenen
in If Love Is the Answer Could You Please Rephrase the Question? (2010), lässt in Silver Lining (2011) Singles zwischen dreissig und vierzig
Jahren mit ihren anspruchsvollen Erwartungen an zukünftige Partner zu
Wort kommen und endet in O.K. I Love You (2009) beim Scheitern einer
Liebesbeziehung. Der Titel verweist mit einer sarkastischen Note auf das Phänomen, dass man sich auch in der Zweisamkeit einsam fühlen kann und
dem drückenden Einfluss von gesellschaftlichen Normen und Idealbildern
ausgesetzt bleibt.
Unsentimentale Annäherung an grosse Gefühle
Bei allen drei Werken offenbart sich das feine Gewebe zwischen
Wunschdenken, intensiver Wahrnehmung des Ist-Zustandes und
uneingestandenen Widersprüchen der Protagonisten. Stilsicher navigiert
Bettina Disler zwischen Klischees und nähert sich erfrischend
unsentimental den grossen Gefühlen. Sie findet Bilder voll visueller
Kraft und analytischer Klarheit für ein Thema, dass uns Menschen wohl
immer rätselhaft bleiben wird.
Bettina Disler
Bettina Disler ist 1974 in Zürich geboren, lebt und arbeitet in Zürich
und Berlin. Sie studierte Film an der New York Film Academy, Videokunst
und Kunstgeschichte an der University of New South Wales Sydney sowie an der Zürcher Hochschule der Künste. Sie schloss ihre Ausbildung 2002 mit einem Diplom zur Gestalterin in visueller Kommunikation FH ab. Seit
2001 hat sie an zahlreichen Videofestivals auf der ganzen Welt
teilgenommen und wurde für ihr Schaffen mehrfach ausgezeichnet (u.a.
Pink Apple Award, Videoex, Migros Kulturprozent, Medienkunstpreis
Valiart). Nebenbei arbeitete sie als Regisseurin fürs Theater und
inszenierte 2005 die Kinderoper Das Traumfresserchen, eine Produktion
der Deutschen Oper Berlin für die Berliner Festspiele 2005. In Bern
zeigte sie ihr Schaffen bereits 2008 im Kunstraum der Bank Valiant. 2010 und 2011 erhielt Bettina Disler Werkbeiträge von der Stadt Zürich und
vom Aargauer Kuratorium. Ihre Werke befinden sich in der Sammlung der
Stadt Zürich, des Kunstmuseums Bern sowie in Sammlungen in Deutschland.