Werk im Einklang mit Leben und Natur
«Weites Feld» Martin Ziegelmüller. Ein Werküberblick
Die Retrospektive zu Martin Ziegelmüller (*1935), die gleichzeitig im Kunstmuseum Bern und im Kunsthaus Langenthal stattfindet, bietet erstmals einen umfassenden Überblick über das vielseitige Werk des Schweizer Malers. Sie macht die Entwicklung seiner Themen von den Anfängen bis in die Gegenwart nachvollziehbar. Während im Kunstmuseum Bern der Schwerpunkt bei den Landschaften und Städten liegt, sind im Kunsthaus Langenthal nebst Flusslandschaften auch Gouachen aus der Arbeitswelt und Porträts von Freunden und Bekannten aus der Kunstszene zu sehen.
Der Blick über weite
Landschaften, städtische Häusermeere und hinauf in den Wolkenhimmel
gehören zu den Hauptmotiven von Martin Ziegelmüller. Neben dieser
Weitsicht geraten aber immer wieder auch Details in den Fokus des
Malers: Wasserstrudel zwischen Steinen, das Gestrüpp des Flussufers oder tote Käfer. Über die Jahrzehnte hinweg variiert er seine Themen, zeigt
sie aus immer wieder neuen Blickwinkeln, als ganz reale Lebenswelt oder
surreal verwandelt, als relativ genaues Abbild, als Typus oder aufgelöst in Pinselstrichen.
Anfänglich noch Vorbildern wie seinem Lehrer Cuno Amiet verbunden,
findet Martin Ziegelmüller in der Auseinandersetzung mit seiner Umgebung zu einer eigenen Bildsprache und verfolgt seinen Weg unabhängig von
modischen Strömungen.
Das Nahe, die Flussläufe seiner Kindheit, der Fabrikbetrieb im Dorf, der Himmel über der seeländischen Heimat sind ihm stete Inspirationsquelle. Atmosphärische Stimmungen, sich auftürmende Gewitterwolken, Licht und
Spiegelungen beschäftigen ihn. Je anspruchsvoller die Darstellung, desto grösser ist das Verlangen des Künstlers, sich mit einer Lichtwirkung
auseinander zu setzen und sie malend zu verstehen. Nachts malte er mit
der Stirnlampe die Städte Bern und Fribourg, bis sie sich in fast
impressionistischen Lichtermeeren auflösten. Und auch im Operationssaal
oder in der Glasfabrik geht Martin Ziegelmüller Reflexen und
Farbenstimmungen nach. Daneben stehen auch düstere Visionen,
Untergangsszenarien, in denen er sich der Maler mit der Kehrseite der
Zivilisation auseinandersetzt. Die Natur erobert die Städte Bern, Basel
und Zürich sowie Autobahnbrücken zurück, überwuchert oder überflutet
sie. Während Basel von einem Spalt zerrissen wird, ragen in Bern nur
noch Bruchstücke der Bundeshauskuppel aus dem Eis.