«Der Himmel ist blau» Werke aus der Sammlung Morgenthaler, Waldau
Die Sammlung Morgenthaler ist weltweit bedeutend. Sie umfasst rund 5000 Werke von Patientinnen und Patienten aus der "Kantonalen Irren-, Heil- und Pflegeanstalt Waldau". Zusammengetragen hat sie der Berner Psychiater Walter Morgenthaler, von 1913 bis 1920 Oberarzt in der Waldau.
Morgenthaler förderte nicht nur das Schaffen von Adolf Wölfli, sondern er beschäftigte sich intensiv mit der Bedeutung von Zeichnungen, Schriftstücken und anderen gestalterischen Arbeiten von Kranken. Morgenthaler hatte vornehmlich diagnostische Interessen und verfolgte anhand der Arbeiten den Verlauf der Krankheit und ihren Ausdruck in Thematik, Komposition und Ausführung. Allerdings wurde er in der Auswahl der Werke für seine Sammlung immer wieder auch von ästhetischen Gesichtspunkten geleitet.
Weltweit bedeutende Sammlung
Auch wenn Morgenthaler sich (dem Zeitgeist der damaligen Psychiatrie folgend) vor allem mit der psychodiagnostischen Interpretationen der bildnerischen Werke beschäftigte, hinterliess er mit seiner Sammlung im Psychiatrie-Museum Bern einen auch in künstlerischer Hinsicht einzigartigen Fundus von 5000 Arbeiten. Neuste Forschungen zeigen, dass sie neben der Prinzhorn-Sammlung in Heidelberg zu den weltweit umfassendsten und wichtigsten Sammlungen dieser Art gehört.
Überraschend und irritierend
Unter dem Titel "Der Himmel ist blau" zeigt das Kunstmuseum Bern in Zusammenarbeit mit dem Psychiatrie-Museum Bern eine Auswahl herausragende Werkgruppen. Viele von ihnen werden zum ersten Mal zu sehen sein. Dabei handelt es sich um ganz unterschiedliche künstlerische Kosmen, die alle in prekären Situationen erschaffen wurden. Der Ausstellungstitel ist dabei Sinnbild für die Grenzenlosigkeit der Gedankenwelt. Gezeigt werden intime Werke, in denen Zeit geordnet wird, Welten entworfen und eigene Formen für existentielle Zustände gefunden werden - anziehend und irritierend zugleich.