Ein Berner Geheimnis
Meret Meyer Scapa. Ein Leben für die Kunst
Die Berner Künstlerin Meret Meyer-Scapa ist ein Geheimnis. Obwohl sie über zahlreiche Freunde in der Tanz- und Kunstszene verfügt, hielt sie ihr eigenes Schaffen stets im Verborgenen. Aussenstehenden gab sie keinerlei Auskunft über Entstehung, Datierung und Inhalt ihrer Bilder, Collagen und plastischen Objekte. Nur ein einziges Mal hat sie sich bisher zu einer Ausstellung überreden lassen. Zu Ihrem 85. Geburtstag taucht die Künstlerin jetzt aus der Verborgenheit auf und gewährt einen Blick auf ihr über mehr als sechzig Schaffensjahre umfassendes Oeuvre.
Das enigmatische Werk von Meret Meyer-Scapa konnte nur in einer Welt ohne alle Fremdeinflüsse entstehen und ist dadurch umso authentischer, fremder und unergründlicher. Ihre Motive sind unverwechselbar persönlich, jedes Werk ein Standbild aus einem ihrer Träume. Und diese befinden sich in stetiger Verwandlung: Blumen, Landschaften, Häuser, Tiere, Menschen wechseln fortwährend ihre Gestalt. Alles fliesst. Nie ist etwas nur etwas, sondern immer alles andere zugleich. In fruchtbaren Gärten und brodelnden Sumpfbiotopen, in submarinen Tiefen und saugenden Strömungswirbeln laufen im Zeitraffer Evolutionsprozesse ab. Fremd und unheimlich, aber auch fröhlich und humorvoll wird es, wenn sie aus Blumen und Tieren dieser ur- und fernzeitlichen Lebensräume scheinbar Kunstschmuck für den bürgerlichen Salon kreiert, neben Blumenstillleben und Landschaftsgemälden auch Tierplastiken, skurrile Vasen und Urnen.
Kein einziges Teilstück aus Meret Meyer-Scapas Gesamtwerk befindet sich in einer öffentlichen Sammlung. Dank der Präsentation im Kunstmuseum Bern und des dazu erscheinenden Katalogs öffnet sich nun ein erster, schmaler Spalt auf das ausserordentliche Schaffen dieser Berner Künstlerin.