Erste umfangreiche Einzelausstellung in einem Kunstmuseum
Yves Netzhammer. «Das Reservat der Nachteile»
Nach kleineren Einzelausstellungen im Helmhaus Zürich (2003) und in der Kunsthalle Winterthur (2009) ist die Werkschau im Kunstmuseum Bern, in der ältere Arbeiten mit eigens für die Ausstellung produzierten neuen Werken zusammen geführt werden, die erste grosse Einzelausstellung in einem Schweizer Kunstmuseum von Yves Netzhammer.
Yves Netzhammers Zeichnungen, Rauminstallationen, Wandbilder und im Computer generierte Videofilme faszinieren durch ihre körperhafte Ausstrahlung und formale Klarheit. Getragen von der spielerischen Energie des Re-Kombinierens führen sie den Betrachter auf die Nachtseite unserer Existenz: Angenehmes ist verzahnt mit Unangenehmem, Totes verschmilzt mit Lebendigem zu bisher ungesehenen Wesen und Szenarien. Netzhammer klopft in seinem Werk beharrlich Grenzen von Eigen- und Fremdempfindung ab und erzeugt so Bilder von eindringlicher Präsenz, in denen die Rangordnung zwischen Mensch, Tier, Pflanze und Ding in Bewegung gerät. Die dabei entstehenden beängstigend schönen Zwischenzustände stellen die Vorurteile unseres Bilderdenkens in Frage und erfassen auf einzigartige Weise drängende Probleme unseres Lebens neu. Fragen betreffend des Verhältnisses zur Natur, zu fremden Kulturen, sowie die Angst vor dem Selbstverlust angesichts der zunehmenden Mediatisierung und Technologisierung der Welt fliessen in neuartige Bildfindungen ein. Über die Thematisierung der Ränder des Ichs – wie der Verletzbarkeit und Endlichkeit des Körpers und der Bedingtheit des Subjekts durch Kultur – entwickeln sich neue Formen des Ein- und Mitfühlens.
In den letzten Jahren präsentieren sich Netzhammers Werke zunehmend als theatralische Installationen, in denen die imaginäre Welt der künstlerischen Animationsfilme und Computerzeichnungen in eine neue Art von Räumlichkeit umgesetzt und der Betrachter durch Spiegelungen oder Eingriffe in den Betrachterraum mit einbezogen wird. Yves Netzhammer baut Bühnen mit symbolischen Objekten, auf denen assoziativ-modellhaft und unterstrichen von einer präzis eingesetzten Musik menschliche Nöte und Anliegen formuliert und ausagiert werden.