Suzan Frecon. Aquarelle Arbeiten auf Papier aus der Sammlung des Kunstmuseums
Die amerikanische Künstlerin Suzan Frecon (geb. 1941) ist vor allem als Malerin bekannt. Doch stellt ihr zeichnerisches Werk, das hauptsächlich aus Aquarellen besteht, viel mehr als nur die Vorbereitung ihrer Ölmalerei dar.
Im Graphischen Kabinett wird eine Auswahl ihrer vielfältigen Arbeiten auf Papier präsentiert. Die Werke entstanden alle zwischen 1989 und 1994 und kamen im Zusammenhang mit ihrer Ausstellung Suzan Frecon – Arbeiten auf Papier (1990) und der Teilnahme an der Gruppenausstellung Zeitgenossen – Ausgewählte Arbeiten auf Papier aus der Sammlung des Kunstmuseums Bern (1994) als Ankäufe des Museums und als Geschenke der Künstlerin in die Sammlung.
In ihren Aquarellen bewegt sich Frecon mit grosser Freiheit im Spannungsfeld von Farbflächen und kalligraphisch anmutenden Pinselstrichen. Einmal überdeckt die Farbe das Papier vollständig und lässt verschiedene geometrische Farbflächen einander überlagern, einmal sind die Pinselstriche auf ihre grundsätzliche zeichnerische Funktion reduziert und nutzen als einfache Linien die gesamte Fläche des Papiers aus.
Diesen grosszügigen Setzungen stehen präzise platzierte, kleine, zeichenhafte Markierungen gegenüber, welche das Blatt manchmal spärlich, manchmal dicht bedecken. Sie erinnern an Zeichen einer fremden, archaischen Schrift oder an Reste einer antiken Siedlung, von der nur noch die Fundamente sichtbar sind. Einzelne Bildtitel wie Mark painting – Struggle to write, Architecture und Woman inventing Man, die auf ein grosses Interesse der Künstlerin an elementaren, kulturellen Phänomenen schliessen lassen, unterstützen solche Assoziationen. Auch wenn die Kultur- und Kunstgeschichte für Suzan Frecon eine bedeutende Inspirationsquelle darstellt, stehen vielmehr die malerischen Aspekte des Zeichnens und die Verbindung von Figur und Grund im Zentrum des künstlerischen Interesses. Die Materialwahl ist dabei besonders wichtig. So setzt sie absorbierende Papiere mit rauer Oberfläche ein, damit die Farbe verläuft und polierte Papiere, damit die Konturen der Linien erhalten bleiben. In reichen Variationen ergibt sich auf diese Weise eine faszinierende Interaktion zwischen der Beschaffenheit des Bildträgers, der fliessenden Aquarellfarbe und der klar konturierten Zeichnung.