Tief berührende Gestalten
«Mysterium Leib» Berlinde De Bruyckere im Dialog mit Lucas Cranach & Pier Paolo Pasolini
Die flämische Künstlerin Berlinde De Bruyckere schafft Skulpturen und Zeichnungen von leidenden menschlichen Körpern. Präsentiert werden sie im Dialog mit Werken des Renaissance Malers Lucas Cranach und des Filmemachers Pier Paolo Pasolini.
Im plastischen Schaffen von De Bruyckere verbinden sich religiöse Bildthemen mit aktuellen Medienbildern und das christliche Motiv des leidenden Menschen wird in der Gegenwart verankert. Aus der Beschäftigung mit dem Leib ergeben sich bei De Bruyckere Fragen nach der Ethik unserer Gesellschaft und dem Wert, dem wir körperlicher Erfahrung zuerkennen.
Dabei lässt sie sich in ihren Werken der letzten Jahre von Lucas Cranach inspirieren. Cranachs Bilder thematisieren vor dem Hintergrundder Theologie Martin Luthers die Erfahrung des Leiblichen und führen zuden grundsätzlichen Fragen über die Beschaffenheit des Menschen.
Als dritte Position wird in diesen Dialog Pier Paolo Pasolini eingeführt. Der kritische Kommunist und Filmemacher misst dem Leib, der Irrationales bewahrt, eine bedeutende Funktion zu und thematisiert in seinen Filmen die Widerständigkeit des Leibes gegen die bürgerliche Ordnung und seine Vereinnahmung durch Kälte und Macht, die sich mehr und mehr als sexuelle und gewalttätige Exzesse abspielen. Durch Pasolini gewinnt der künstlerische Diskurs über den Leib als Projektionsfeld von Macht- und Konsuminteressen scharfe und politische Konturen.
Dr. Cornelia Wieg, Stiftung Moritzburg Halle Kunstmuseum des Landes Sachsen-Anhalt Dr. Cornelia Wieg, Stiftung Moritzburg Halle Kunstmuseum des Landes Sachsen-Anhalt Vlaamse Overheid Stiftung GegenwART