Chinese Whispers Neue Kunst aus den Sigg und M+ Sigg Collections
Neue Blicke auf die chinesische Gegenwartskunst – bedeutende Teile der Sammlung des Schweizers Uli Sigg werden in einer Gemeinschaftsausstellung des Kunstmuseum Bern und des Zentrum Paul Klee in Bern zu sehen sein, bevor sie als Schenkung nach Hong Kong gehen. Unter dem Titel «Chinese Whispers» zeigt die Ausstellung vom 19.02. bis 19.06.2016 rund 150 neuere Werke der Sigg und M+ Sigg Collections und ist damit ein Spiegelbild des modernen Chinas. Begleitet wird die Ausstellung von einer hochkarätigen Gesprächsreihe, in der u.a. Ai Weiwei und Jacques Herzog zu Gast sind, sowie einem breiten Kunstvermittlungsprogramm in beiden Institutionen.
Einführung und Kontext der Ausstellung – die Rolle der Schweiz für die chinesische Gegenwartskunst
Die chinesische Gegenwartskunst ist ein Phänomen ohne Parallele. Anders als die heutige westliche Kunst, die aus einer Abfolge kunstgeschichtlicher Entwicklungen entstanden ist, machte die Kunst in China nach der zaghaften politischen Öffnung in den 1980er Jahren einen Sprung. In kürzester Zeit griffen chinesische Künstlerinnen und Künstler die verschiedenen modernen Kunstrichtungen des Westens auf, die sie bis anhin «verpasst» hatten. Die Inhalte waren dennoch genuin chinesisch und oft eine Reaktion auf die schwierige politische und gesellschaftliche Situation der Zeit. Seit der Jahrtausendwende ist eine neue Generation Kunstschaffender am Werk, die einerseits global tätig ist und dort an vorderster Front mitmischt sowie sich andererseits wieder vermehrt auf die eigene, sehr reiche künstlerische Tradition besinnt.
Für diese Gegenwartskunst sind die Schweiz und China ein untrennbares Paar. Mit Uli Sigg hat ein Schweizer als Erster chinesische Kunst ab den 1970er Jahren auf systematische Weise zur weltweit bedeutendsten Sammlung ihrer Gegenwartkunst zusammengetragen, die mit mehr als 2'300 Werken als repräsentativ gelten kann. Uli Sigg selbst bezeichnet die Sammlung zu Recht als «Dokument».
Die Schweiz und Schweizer spielten auch bei der Rezeption der chinesischen Gegenwartskunst eine Hauptrolle. Sigg führte 1995 den Luzerner Galeristen Urs Meile in China ein, sodass dieser als einer der ersten westlichen Galeristen für den Handel mit chinesischer Gegenwartskunst in China eine Pionierrolle einnahm und in Beijing erste Ausstellungen organisierte, bevor er 2005 in Beijing einen eigenen Galeriengebäudekomplex – entworfen von Ai Weiwei – eröffnete. 1996 nahm mit Lorenz Helbling ein weiterer Schweizer seine Galerietätigkeit in Shanghai auf, und 1999 zeigte der legendäre Schweizer Ausstellungsmacher Harald Szeemann an der von ihm kuratierten Biennale Venedig erstmals im Westen eine grössere Werkgruppe chinesischer Gegenwartskunst, welche die internationale Kunstszene verblüffte. Ein Meilenstein folgte dann im Jahre 2005, als unter dem Titel «Mahjong» die Sammlung Sigg im Kunstmuseum Bern in einer sehr grossen Ausstellung präsentiert wurde. Die von Bernard Fibicher in Zusammenarbeit mit Ai Weiwei kuratierte Ausstellung war für das internationale Kunstpublikum eine Sensation, der begleitende Katalog galt und gilt heute noch weltweit und besonders auch in China als die «Bibel» der chinesischen Gegenwartskunst. Das Kunstmuseum Bern pflegte die Vermittlung der chinesischen Kunst seither in der Ausstellungsfolge «China-Fenster», ebenfalls in Zusammenarbeit mit der Sammlung Sigg. Eine weitere Wegmarke in der Rezeption der chinesischen Gegenwartskunst in der Schweiz und im Westen war die Ausstellung «Shanshui – Poesie ohne Worte? Landschaft in der chinesischen Gegenwartskunst», 2011 im Kunstmuseum Luzern. Die vom heutigen ZPK-Direktor Peter Fischer in Zusammenarbeit mit Ai Weiwei und Uli Sigg kuratierte Ausstellung untersuchte anhand ausgewählter Werke aus der Sammlung Sigg erstmals in dieser Breite das Verhältnis der zeitgenössischen chinesischen Künstler zu ihrer eigenen Tradition.
Mit Blick auf die Schenkung grosser Teile der Sammlung Sigg an das neu entstehende M+ Museum for visual culture im West Kowloon Cultural District, Hong Kong, bietet Bern der chinesischen Gegenwartskunst erneut eine prominente Plattform. Durch die Beteiligung des Zentrum Paul Klee vergrössert sich die Ausstellungfläche, sodass die neueren Kunstströmungen Chinas, auf die sich die Ausstellung «Chinese Whispers» konzentriert, nun in den beiden grossen Berner Kunstinstitutionen auf mehr als 4'000 m2 Ausstellungsfläche zu erleben sind. Matthias Frehner, bereits 2005 Direktor des Kunstmuseum Bern, Peter Fischer, nach Luzern seit 2011 Direktor des Zentrum Paul Klee in Bern, und Uli Sigg haben sich ein weiteres Mal gefunden, um die Sammlung Sigg zum letzten Mal derart umfassend im Westen zu präsentieren, bevor sie auf 2019 definitiv zum M+ überführt wird. M+, vom Schweizer Architekturbüro Herzog & de Meuron entworfen, wird zu den weltweit grössten Museen zählen. Die «M+ Sigg Collection» wird dabei den Grundstock der Museumssammlung bilden. «Chinese Whispers» speist sich aus Exponaten der M+ Sigg Collection sowie aus der Privatsammlung von Uli Sigg, welche weiterhin wächst.
Die aktuelle Ausstellung wird von Kathleen Bühler, Kuratorin für Gegenwartskunst am Kunstmuseum Bern kuratiert. Der Katalog entstand in enger Zusammenarbeit mit den Spezialisten des M+ in Hong Kong. 2017 reist die Ausstellung in komprimierter Form an das renommierte MAK, Österreichisches Museum für angewandte Kunst / Gegenwartskunst, in Wien. Beim Berner Projekt «Chinese Whispers» handelt es sich um die erste grosse Kooperation der Berner Kunstinstitutionen in ihrer neuen Ära unter der Dachstiftung Kunstmuseum Bern – Zentrum Paul Klee.
Weitere Inhalte im Mediendossier:
- Ausstellung – Einführung und Kontext | Inhalt und Aufbau mit Künstlerinnen und Künstlern | Katalog
- Uli Sigg – Porträt | Sammlungen Sigg und M+ Sigg Collection | Interview Dea,
- Rahmen – Begleitprogramm – «Chinese Challenges» und Filmreihe | Kunstvermittlung | Kindermuseum
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Eva Pauline Bossow, Leiterin Medien, Marketing und KommunikationT
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