Ernest Biéler. Geträumte Wirklichkeit, 08.07. – 13.11.2011
Der Künstler-Dandy des Wallis
Das Kunstmuseum Bern präsentiert in Kooperation mit der Fondation Pierre Gianadda einen repräsentativen Gesamtüberblick über das Werk des Schweizer Künstlers Ernest Biéler (1863-1948). Geheimnisvolle, symbolistische Figurenbilder sind ebenso zu sehen wie Biélers Darstellungen der Walliser Bauernwelt und dekorative Arbeiten. Die Besucher sind eingeladen, Biéler wiederzuentdecken in einer Ausstellung, die den Künstler neu positioniert und seine Stellung in der internationalen Kunstentwicklung deutlich macht.
1863 in Rolle geboren, wuchs Ernest Biéler in Lausanne auf und machte
seine Ausbildung in Paris. Mittellos kehrte er 1892 in die Schweiz
zurück und richtete sich in Genf ein. Bis 1917 folgten mehrjährige
Aufenthalte in der französischen Kunstmetropole, wo er regen Austausch
mit Künstlerkollegen pflegte, bevor er sich endgültig in seiner Walliser Wahlheimat Savièse (VS) und in Rivaz am Genfersee niederliess. Biéler
war eine aussergewöhnliche Persönlichkeit und ist zeitlebens ein
Aussenseiter geblieben. Er lebte zwar in der Walliser Abgeschiedenheit,
war aber als «Monsieur le peintre» und Dandy nicht wirklich Teil der
Dorfgemeinschaft.
Wichtiger Beitrag zum Symbolismus und zum Jugendstil
Biéler war ein Künstler, der sich den Bedürfnissen unterschiedlicher
Sammlerwünsche strategisch anpasste. In Paris orientierte er sich sowohl an den modischen Themen der Salonmalerei wie auch an der
Avantgardekunst eines Edouard Manet – malerisch souverän und mondän
inszenierte er Porträts. Zurück in der Schweiz spezialisierte er sich
auf typische Schweizer Motive wie die von der Zivilisation noch
weitgehend unberührten Dorfgemeinschaft von Savièse. Wegen seinen
Walliserdarstellungen wurde Biéler lange auf Klischees reduziert, auch
wenn er in vielen Museums- und Privatsammlungen vertreten ist. Mit
seinen geheimnisvollen symbolistischen Figurenbildern und ornamentalen
Werken leistete Biéler einen wichtigen Beitrag zum internationalen
Symbolismus und zum Jugendstil. Biéler schuf auch zahlreiche öffentliche Dekorationsarbeiten wie das Deckengemälde im Berner Stadttheater oder
eines der vier Glasfester in der Kuppelhalle im Bundeshaus. In der
Malerei entwickelte er seinen persönlichen grafischen Stil, der
technisch brillant ist.
Repräsentativer Überblick über Biélers Kunst aus allen Arbeitsfeldern
Das Kunstmuseum Bern besitzt mit Les Feuilles mortes (1899) und Les Sources (1900) zwei Hauptwerke aus der symbolistischen Schaffensphase des
Künstlers. Die breit angelegte Retrospektive zeigt das
impressionistische Frühwerk, symbolistische und realistische Arbeiten,
aber auch Biélers vom Jugendstil beeinflusste Malerei – der Höhepunkt in seinem Schaffen. Mit rund 120 Werken werden bekannte und unbekannte
Aspekte des Künstlers beleuchtet und noch nie präsentierte Arbeiten aus
Privatbesitz gezeigt. Es sind nicht nur Gemälde aus allen
Schaffensphasen zu sehen, sondern auch Biélers Dekorationen, von ihm
entworfene Stühle, eine gemalte Türdekorationen und ein profanes
Glasfenster.