Farbe im Licht
Vom Licht inspiriert
Das Kunstmuseum Bern zeigt in Zusammenarbeit mit dem Bündner Kunstmuseum Chur eine Retrospektive des malerischen Schaffens von Giovanni Giacometti. Von seinen Gemälden geht eine grosse koloristische Kraft aus. Sein besonderer künstlerischer Rang wird durch eine präzise Auswahl von rund hundert Werken höchster Qualität vermittelt.
Im Mittelpunkt der Ausstellung steht Giovanni Giacomettis (1868–1933) Lichtführung. Das Licht – ob leuchtendes Tageslicht,
dämmriges Zwielicht oder Nachtdunkel, das vom Mond oder künstlichen
Lichtquellen wie Laternen und Lampen aufgehellt wird – ist im Schaffen
dieses Künstlers stets ein bildkonstituierendes Element. In manchen
Briefen hat er die zentrale Bedeutung des Lichtes für seine Malerei
angesprochen: Er beabsichtige, «in das Wesen des farbigen Lichtes
einzudringen» und er meinte, «der Kampf um das Licht» sei schlicht «die
Triebfeder» seiner ganzen Arbeit. Giacometti bemühte sich um die
Wiedergabe von sich verändernden Lichtverhältnissen und um die
Intensivierung der Licht- und Farbwirkung, die er durch das
Nebeneinandersetzen von Pinselstrichen oder Punkten mit ungemischten,
oft komplementär gesetzten Farben erreichte. Sein ganzes Streben galt
der Überzeugung, dass «für den Maler alles durch das Licht existiert».
In gleissendes Licht getaucht
Giacometti hat mit seiner Malerei immer wieder grossartige Stimmungen in der Bergwelt
eingefangen und schaffte ein Werk von grosser koloristischer Kraft.
Faszinierend sind seine in gleissendes Licht getauchten Berg- und
Landschaftspanoramen vom Bergell und von Maloja, dem Sitz seines
Sommerateliers. Neben Landschaftsmalerei sind aber auch Porträts seiner
Familie, die von einem glücklichen Familienleben im Bergell zeugen, und
von ihm nahestehenden Persönlichkeiten zu bewundern.
Maler von internationalem Rang
Giovanni Giacometti leistete einen wesentlichen Beitrag zur
Erneuerung der Schweizer Malerei im 20. Jahrhundert. Nach
Studienaufenthalten in München und in Paris kehrte Giovanni Giacometti
1891 nach Stampa im Bergell zurück, wo er zu seinem herausragenden Stil
fand. Eine langjährige Freundschaft verband ihn mit Cuno Amiet, den er
in München kennenlernte, und seine Bewunderung galt seinem frühen Mentor Giovanni Segantini, dem Landschaftsmaler der Bergwelt.
Unverdienterweise stand der Künstler im Schatten seines genialen
Bildhauer- Sohnes Alberto. Die Ausstellung belegt, dass Giovanni
Giacometti unbestritten zu den führenden Schweizer Künstlern gehört, die zwischen Impressionismus, Postimpressionismus und Fauvismus die
wesentlichen Neuerungen der Moderne aufgenommen und weiterentwickelt
haben.
Reihe der grossen Schweizer Maler
Nach Amiet (Cuno Amiet – von Pont Aven bis Brücke, 2000), Anker (Albert Anker und Paris, 2003), Felix Valloton (Sonnenuntergänge,
2004/2005) und Ferdinand Hodler (Eine symbolistische Vision, 2008) setzt die Ausstellung die Reihe der grossen Schweizer Maler im Kunstmuseum
Bern fort.