Medienmitteilung Di 09.06.08

form, color, illumination - Suzan Frecon Malerei

Geheimnisvolle Farbformen

Die amerikanische Künstlerin Suzan Frecon (*1941) widmet sich seit vierzig Jahren der Malerei. Die besondere Errungenschaft ihrer Ölgemälde und Aquarelle ist das Erlebnis, das diese dem Betrachter vermitteln. Die Ausstellung im Kunstmuseum Bern wurde in Zusammenarbeit mit der Künstlerin und der Menil Collection in Houston erarbeitet. Nachdem Suzan Frecon im Kunstmuseum Bern 1990 und 1994 in Gruppenausstellungen vertreten war, gewährt die aktuelle Präsentation einen konzentrierten Einblick in ihr malerisches Schaffen der letzten zehn Jahre.

Die Bilder von Suzan Frecon sind sowohl rational als auch intuitiv. Ihre Kompositionen basieren auf Formen und  Grössenverhältnissen, die nicht mit Lineal und Zirkel, sondern rein visuell bestimmt werden. Frecon versteht ihre Malerei als Einheit. So haben die Aquarelle denselben Ursprung wie die Gemälde: sie gehen von Farbe, Form und Material etc. aus, sind aber mehr von der unregelmässigen Beschaffenheit des meist handgemachten Papiers geprägt.

Malerei als «hohe Form des Wissens»
Die Farbe als Ausgangspunkt und Katalysator dient, in Verbindung mit den anderen bildbestimmenden Elementen, dem Erlebnis des Betrachters. Suzan Frecon glaubt, dass der Malerei und der Kunst im allgemeinen, wenn sie erfolgreich ist, ein schwer fassbares Wissen innewohnt, das ausserhalb der Reichweite des Betrachters liegt. Die asymmetrische Komposition ist ein zentrales Gestaltungselement, das die verschiedenen Bildebenen, Vordergrund und Hintergrund, die Bildelemente, Farben und Formen, bei längerer Betrachtung in Bewegung versetzt, vor und wieder zurücktreten lässt. Diese Dynamik wird durch die Modulierung der Farben und die Wahl der Bildträger verstärkt. Feine Leinwände und alte Papiere aus Indien absorbieren die unterschiedlich gebundenen Farben auf vielfältige Weise. So erscheint die Bildoberfläche in einem Spektrum von matt bis glänzend bzw. von reflektierend bis absorbierend und reagiert auf die sich ändernden Lichtverhältnisse. Das Licht ist für Frecons Bilder äusserst wichtig.

Abstrakte Formen voller Anspielungen
Frecons Werke sind nicht das Resultat von Abstraktionsprozessen. Obwohl die Malerei von Suzan Frecon nicht Bezug nimmt auf die unmittelbare Realität, wecken die Gemälde zahlreiche Assoziationen. So erinnern die verwendeten Farben beispielsweise an historische Malereien. Die erdigen Rottöne an die Höhlenmalereien von Lascaux, das Lapislazuliblau und das Gold an die Kunst der Vor-Renaissance. Die Bildtitel spiegeln ebenso diese Ambivalenz von Nicht-Referenzialität und Anspielungsreichtum. Sie sind kaum greifbar: «just beyond one's reach» in Frecons Worten. So ist beispielsweise die Wortkombination «purple forbidden enclosure» (2005) für sich genommen genau so abstrakt wie das Gemälde, verleiht ihm aber als Titel zusätzliche Dimensionen. Ohne etwas zu erklären, ohne eine gegenständliche Lesart zu suggerieren, intensiviert der Titel das Geheimnis der Farben und Formen.

Einblick in das malerische Schaffen
Die Präsentation wurde zusammen mit der Künstlerin erarbeitet und ist eine Ko-Produktion des Kunstmuseums Bern und der Menil Collection in Houston. Josef Helfenstein, seit 2003 Direktor der Menil Collection und bis 2000 Vizedirektor des Kunstmuseums Bern, hatte Arbeiten auf Papier von Suzan Frecon bereits 1990 und 1994 in Gruppenausstellungen in Bern gezeigt. Die aktuelle Ausstellung bietet nun einen Einblick in Frecons malerisches Schaffen der letzten zehn Jahre.