Schweizer Gegenwartskünstler zurück aus China
Stipendiaten der Stiftung GegenwART
Die Gruppenausstellung Made in China präsentiert Werke junger Schweizer Kunstschaffenden, die während je einem halben Jahr in einem Atelier in Beijing gearbeitet haben. Die erfolgreiche Ausstellung Mahjong (2005) und der Wunsch nach einem künstlerischen Austausch mit China standen am Anfang dieses Stipendiaten-Programms, welches von der Stiftung GegenwART und ihrem Mäzen Dr. h.c. Hansjörg Wyss ermöglicht wurde.
In Zusammenarbeit mit dem chinesischen Künstler Ai Weiwei wurde ab 2006 ein Wohnatelier in Beijing eingerichtet, das jungen Schweizer Künstlern jeweils für sechs Monate zur Verfügung stand. Während zweier Jahre hat die Stiftung GegenwART und ihr Mäzen Dr. h.c. Hansjörg Wyss diese Initiative des Kunstmuseums Bern mitgetragen und sechs Schweizer Künstlern den Aufenthalt in der chinesischen Hauptstadt ermöglicht. Die künstlerische Ausbeute dieser Atelierstipendien präsentiert nun die Gruppenausstellung Made in China.
Wirkung auf das Werk junger Künstler
In den Genuss der einmaligen mäzenatischen Geste kamen die Genfer
Künstler Marc Bauer, Shahryar Nashat und Pierre-Philippe Freymond, der
Zürcher Christian Vetter sowie Cyril und Gregory Chapuisat aus Founex.
Ergänzt werden deren Arbeiten in der Ausstellung durch Werke der in
Zürich lebenden und in Bern ausgebildeten Künstlerin Ana Roldán, welche
2008 während eines halben Jahres das Atelier der Stadt Zürich in Kunming bewohnte.
Der Aufenthalt in China hat sich in sehr unterschiedlicher Weise im Werk der einzelnen Künstler niedergeschlagen und teilweise sogar sehr
nachhaltige Wirkung gezeigt. Besonderen Eindruck haben den Stipendiaten
die zahlreichen Grossbaustellen gemacht, die Ausdruck sind des
grundlegenden Wandels, in dem sich das «Reich der Mitte» befindet.
Neuinterpretation von «Made in China»
«Made in China» ist eine Formel, die gemeinhin mit
billig und massenhaft produzierten Industrieprodukten von geringer
Qualität in Verbindung gebracht wird. Die Formel steht auch für
Ideologie und Staatskultur, die Missachtung der Rechte des Individuums
und die Gleichschaltung der öffentlichen Meinung. Die Gruppenausstellung Made in China stellt eine Neuinterpretation dieses Labels zur
Diskussion. Denn so wenig die präsentierten Künstler gemeinsam haben, so verbindet sie doch diese Ateliererfahrung, welche für manche von ihnen
einem Kulturschock gleichkam. Auslandateliers sind sinnvoll und begehrt, bedeuten aber immer auch die Konfrontation mit Unbekanntem und das
Risiko einer Schaffenskrise. Die beteiligten Kunstschaffenden haben in
ihren Arbeiten während der Zeit in Beijing und danach sehr
unterschiedliche Schwerpunkte gesetzt. So zeigt Made in China
zwar, dass genauso viele Möglichkeiten existieren, mit einer neuen
geografischen und kulturellen Situation umzugehen, wie es Künstler gibt. Dennoch verbinden sich die einzelnen Werke in der Ausstellung zu einem
stimmungsvollen Ganzen, an dem die vielfältigen Erfahrungen aus den
Atelieraufenthalten ablesbar sind.