Furor und Grazie. Guercino und sein Umkreis – Barockzeichnungen aus den Uffizien
Schätze aus den Uffizien in Bern
Giovanni Francesco Barbieri (1591-1666) aus Cento bei Bologna, von den Zeitgenossen wegen seines schielenden Auges «il Guercino» genannt, gehört zu den bedeutendsten Künstlern des italienischen Barock. Die Ausstellung im Kunstmuseum Bern bietet einen einmaligen Überblick über sein Zeichnerisches Schaffen. Aus den reichen Beständen der Uffizien kommen rund hundert von Guercino, seinen Schülern und Nachahmern sowie jener Bologneser Maler, an denen er sich orientierte.
Guercino war nicht nur ein grosser Maler, sondern auch einer der begnadetsten Zeichner seiner Epoche. Dank der meisterhaften Beherrschung der technischen Mittel gelang es ihm, mit grosser Subtilität die Stimmung des dargestellten Motivs einzufangen. Im Verlaufe seiner Karriere fand Guercino von einem dramatischen, durch starkes Chiaroscuro geprägten Frühwerk zum klassisch beruhigten Stil seiner reifen Periode. Seine Kunst umfasst so in einzigartiger Weise die beiden Pole, zwischen denen sich die barocke Malerei in Italien bewegte.
Werke aus den Uffizien zu Gast in Bern
Die Uffizien besitzen eine der weltweit grössten und wichtigsten
Sammlungen von Zeichnungen des Künstlers, die vom führenden
Guercino-Spezialisten Nicholas Turner gesichtet und wissenschaftlich
bearbeitet wurde.
Für die Ausstellung wurden 50 Blätter des Künstlers aus allen
Schaffensphasen und Gattungen - Figuren- und Kompositionsstudien ebenso
wie Landschaften und Genreszenen - sowie 42 Zeichnungen seiner
Werkstattmitarbeiter und Nachfolger ausgewählt. Neben vielen bekannten
Meisterwerken befinden sich darunter auch zahlreiche bisher
unpublizierte oder noch nie gezeigte Blätter.
So wird die Ausstellung den Fachleuten unbekanntes Material bieten und
zugleich dem breiteren Publikum einen Überblick über das zeichnerische
Schaffen Guercinos geben. Es ist deshalb ein Glücksfall für das
Schweizer Publikum, dass die Schau nach der Präsentation in Florenz
(Dezember 2008 bis Februar 2009) auch im Kunstmuseum Bern gezeigt werden kann. Es ist die erste monographische Ausstellung Guercinos in der
Schweiz überhaupt.
Guercinos künstlerisches Umfeld
Um dem hiesigen Besucher eine Vorstellung vom künstlerischen Kontext zu
geben, werden die Zeichnungen Guercinos für die Berner Ausstellung aus
den Beständen der Uffizien durch eine kleine Auswahl von Blättern jener
Bologneser Maler ergänzt, an denen Guercino sich künstlerisch
orientierte - darunter Ludovico und Annibale Carracci, Guido Reni und
Domenichino. Zudem geben drei Gemälde einen Eindruck vom malerischen
Werk Guercinos. Eine Gruppe von Druckgraphiken aus der Graphischen
Sammlung des Kunstmuseums Bern, darunter eine eigenhändige Radierung des Künstlers sowie Reproduktionsstiche nach seinen Werken, rundet die
Ausstellung ab.