Media Release Th 02.02.09

Videokunst im Kino Kunstmuseum

Schätze der Bernischen Stiftung für Fotografie, Film und Video im Kino Kunstmuseum zu sehen

Das Kino Kunstmuseum eröffnet am 4. Februar um 19 Uhr die erste von zehn Videokunst-Präsentationen der Bernischen Stiftung für Fotografie, Film und Video (FFV). Die Stiftung leistet seit 28 Jahren wertvolle Aufbauarbeit im Bereich des Sammelns, Konservierens und Ausstellens von Neuen Medien. Unter dem Programmtitel «Nachbilder» werden der Öffentlichkeit nun Schätze der Sammlung zugänglich gemacht und zum Dialog zwischen Klassikern und aktuellem Kunstschaffen eingeladen. Auftakt machen der amerikanische Künstler Terry Fox und die Schweizer Videokünstlerin Judith Albert.

Schon seit rund 28 Jahren betreibt die Bernische Stiftung für Fotografie, Film und Video (FFV) wertvolle Aufbauarbeit im Bereich des Sammelns, Konservierens und Ausstellens von Neuen Medien. Während in letzter Zeit vermehrt Projekte mit Fotografie (Ausstellung «Paul Senn Fotoreporter», 2007) verfolgt wurden, soll nun die eigene Videokunstsammlung wieder vermehrt in den Blick genommen werden. In Kooperation mit dem Kino Kunstmuseum, dem Kunstmuseum Bern und Marks Blond Project wurde die Videokunstreihe Nachbilder ins Leben gerufen, die neu ab 4. Februar 2009 rund zehnmal im Jahr, jeweils mittwochs ab 19 Uhr, im Kino Kunstmuseum Video- und Filmwerke aus der Sammlung der Stiftung FFV der Öffentlichkeit präsentiert.

Der Titel ist Programm
Ein Nachbild – im Unterschied zum Vorbild – ist das, was von einem optischen Eindruck auf der Netzhaut als Nachwirkung des Reizmusters übrig bleibt. Bei «positiven» Nachbildern – wenn man in eine Lichtquelle blickt – entsprechen die Helligkeits- und Farbwerte denen des ursprünglichen Reizmusters. Beim «negativen» Nachbild kehren sie sich um. Dieser wahrnehmungsphysiologische Befund lässt sich symbolisch auch auf den Umgang mit künst­lerischen Vorbildern übertragen. In diesem Sinne lädt der Vorstand der Stiftung FFV zeitgenössische Künstler und Künstlerinnen ein, auf mögliche Vorbilder in der Sammlung zu reagieren.

Dialog zwischen Klassikern der Videokunst und aktuellem Kunstschaffen
Die Nachbilder-Abende sollen in entspanntem Rahmen den Dialog zwischen Klassikern der Videokunst und aktuellem Kunstschaffen ermöglichen, in denen erstere auf ihre Aktualität geprüft werden. Durch die Gegenüberstellung mit jüngerem Kunstschaffen werden diese möglicherweise in Frage gestellt, parodiert, variiert oder es wird ihnen Referenz erwiesen. Erwünscht sind Diskussionen über verborgene oder offensichtliche Verwandtschaften, nicht zuletzt, damit das flüchtige Erbe bewegter Bilder wieder grössere Präsenz erhält. Moderiert werden diese Begegnungen von den Mitgliedern des Vorstandes der Stiftung FFV (Daniel Suter, Esther Maria Jungo, Rosa Maino und Kathleen Bühler). Vorgesehen ist jedoch, dass auch weitere interessierte und berufene Personen diese Begegnungen initiieren können.

Auftakt „Nachbilder“ am Mittwoch, 4. Februar, 19h, moderiert von Kathleen Bühler, im Kino Kunstmuseum, Hodlerstrasse 8, Bern – Eintritt Fr. 5.–
Den Auftakt zu den Nachbildern machen am kommenden Mittwoch, 4. Februar, 19 Uhr Werke des amerikanischen Künstlers Terry Fox in Begegnung mit Arbeiten der Schweizer Videokünstlerin Judith Albert.

Terry Fox (1943 – 2008)
Terry Fox’ Children’s Tapes (1974) könnte man als Vorläufer von Fischli/Weiss’ berühmten Videofilm Lauf der Dinge (1987) oder ihrer Foto-Arbeit Stiller Nachmittag (1985) bezeichnen. In seinem 30 Minuten dauerndenschwarz-weissen Videofilm zeigt er unzählige kleine Episoden in denen Haushaltsgegenstände wie Kerzen,Löffel und Streichhölzer die Hauptrolle spielen. So balanciert er einen Löffel mit einem Eiswürfel auf einer gebogenen Gabel und lässt uns beobachten, wie das Eis schmilzt, der Löffel sein Gleichgewicht verliert und herunterfällt. Das stumme physikalische Drama war als Alternative zu kommerziellen Kindersendungen gedacht, welche nie die Zeit bieten, um einen Prozess zu Ende zu verfolgen. Das «Kinderspiel» der sich langsam verändernden Objekte wandelt sich zur Meditation der Symmetrie physikalischer Kräfte. Die spröden, in Weitwinkelperspektive aufgenommenen Bilder entwickeln eine sublime Schönheit.

Judith Albert (geb. 1969)
Judith Alberts kurze Videofilme wurden auch schon als visuelle Haikus bezeichnet. Sie zeigen minimale Performances, in denen meistens die Künstlerin selbst in Erscheinung tritt, und die in ihrer einfachen Komposition und ihrem präzisen Verlauf an berühmte Gemälde erinnern. So zeigt Vanitas II ein bewegtes Stilleben, in denen die feingliedrigen Hände der Künstlerin langsam kleine Äpfel teilen. In Wissen & Glauben wird anhand der Gebärde des Handschuh-Anziehens die Glaubwürdigkeit des Gesehenen infrage gestellt, während die Betrachter in Übergang und Untergang Zeugen eines verspielten Wunders in der Dämmerung werden.

Mehr von Judith Albert wird dieses Jahr in der Einzelausstellung Tamed Light (24.10.09 - 7.02.10) im Kunstmuseum Luzern sowie in der Gruppenausstellung Gefrorene Momente (27.06.-13.09.09) im Bündner Kunstmuseum Chur zu sehen sein.