Media Release Th 22.11.06

Begegnungen mit dem chinesischen Literatur-Nobelpreisträger Gao Xingjian im Kunstmuseum Bern

Wo die Worte aufhören, fängt das Malen an

Das Kunstmuseum Bern ermöglicht die Begegnung mit der herausragenden Persönlichkeit Gao Xingjian  - Maler, Schriftsteller, Dramaturg, Regisseur und Literatur-Nobelpreisträger 2000. Zum Gespräch mit ihm über sein Werk hat die Alliance française Dr. Beate Reifenscheid, Ludwig Museum Koblenz, Prof. Dr. Robert Kopp, Ordinarius für französische Literaturwissenschaft, Dr. Uli Sigg, Sammler von chinesischer Gegenwartskunst, und Bernhard Fibicher, Kurator Kunstmuseum Bern, eingeladen. Gleichzeitig wird die Präsentation einer kleinen Auswahl seiner poetischen Tuschzeichnungen eröffnet. Eine schweizerische Premiere ist die Ausstrahlung im Kino Kunstmuseum seines Films « La silhouette, sinon l’ombre ».

Gao Xingjian ist 1940 in China geboren. Er ist Maler, Schriftsteller, Dramaturg, Regisseur und Übersetzer. Gao selbst war erstaunt, als ihm im Jahr 2000 der Nobelpreis für Literatur für sein Gesamtwerk verliehen wurde. Während der Kultur-Revolution (1966-1976) war Gao für fünf Jahre in einem Lager für ideologische Umerziehung inhaftiert, wo er auch gezwungen wurde, seine Schriften zu verbrennen.   Erst ab 1979 war es möglich, dass sein Werk publiziert wurde und er ins Ausland reisen konnte. Wiederholt wurde er der « geistigen Verschmutzung » bezichtigt und seine Werke wurden in China verboten, was ihn schliesslich dazu bewog, ins Exil zu gehen. 1988 liess er sich als politischer Flüchtling in Paris nieder und nahm 1998 die französische Staatsbürgerschaft an.

Bevor er mit dem Literatur-Nobelpreis ausgezeichnet wurde, verdiente Gao seinen Lebensunterhalt mit der Malerei. Gao bedient sich seit jeher der traditionellsten aller chinesischen Maltechniken: Er malt mit Tusche auf Reispapier. Sein malerisches Werk mutet meditativ an; der kreative Prozess ist bei Gao ein intuitiver Akt. Wie Gao selbst sagt, kommt  in seiner Malerei die Bewegung aus dem Körper, seine Kunst kreiere sich wie von selbst. Seine Bilder sind Ausdruck innerer Visionen, auch wenn Gao sich als Künstler in seinen Bildern zurücknimmt.  In den Tuschzeichnungen gibt es keine klaren Konturen, alles scheint in Bewegung und in permanenter Veränderung zu sein, die Farben verfliessen. Malen fängt für Gao dort an, wo Worte versagen oder unzureichend sind, um sich auszudrücken.

Gaos Tuschzeichnungen wurde in vielen Ausstellungen gezeigt u.a. in Beijing, Hong Kong, Taipei, Paris, Marseille, Berlin, London, New York, Wien und Moskau.
Eine kleine Auswahl von Tuschzeichnungen ist im Kunstmuseum Bern bis am 16. Dezember zu sehen. Die Accrochage wird begleitet von einem Gespräch mit Gao und der schweizerischen Erstausstrahlung seines Filmes « La silhoutte, sinon l’ombre » im Kino Kunstmuseum.