Media Release Th 10.07.09

«Trinkt, o Augen...» - Director's Choice : Schweizer Landschaft von 1800 bis 1900

Das Bild der Schweiz als romantische Landschaft

Als spezielle Sammlungspräsentation ermöglicht die thematische Auswahl des Direktors einen neuen Einblick in die Schätze des Kunstmuseums Bern.  Das Bild der Schweiz in der Kunst des 19. Jahrhunderts steht im Mittelpunkt. Motive wie Folklore und Patriotismus, Souvenirmalerei und pathetische Landschaften, wilde Bergwelten und liebliche Seen, geheimnisvolle Nachtszenen und historische Schauplätze der Eidgenossenschaft ergeben ein vielseitiges Panorama der Schweiz wie es noch heute das Touristen-Bild des Landes prägt.

«Trinkt, o Augen, was die Wimper hält, von dem gold'nen Überfluss der Welt.» Gottfried Kellers schwelgender Blick steht als Motto für die Ausstellung zum Bild der Schweiz im 19. Jahrhundert aus der Sammlung des Kunstmuseums Bern. Sie zeigt kaum Gesehenes und Kurioses, Visionäres und Realistisches, aber auch Bekanntes und Vertrautes aus dem grossen verborgenen Fundus des Museums. Präsentiert wird ein vielseitiges Panorama der Schweiz, das noch heute das Touristen-Image des Landes prägt und im nationalen Bildgedächtnis verankert ist.

Die Ausstellung thematisiert Darstellungen der Schweiz, wie sie in der Nachfolge von Albrecht von Haller und Jean-Jacques Rousseau im 19. Jahrhundert über das Medium der Kunst verbreitet wurden. Der Überblick beginnt zeitlich mit den politischen Umwälzungen um 1800 und endet mit den Jahrzehnten nach der Gründung des jungen Bundesstaates. In diesem Jahrhundert fächern sich die nationalen Bildthemen in ein breites Spektrum auf; zentral wurde die Landschaft, der sich die Ausstellung widmet. Sie zeigt, wie im Kontext der legendären «Grand Tour» die englischen Touristen zu den Naturschauspielen in den Alpen pilgerten und die Künstler auf deren Nachfrage nach Bildern reagierten. Der Blick der Fremden auf die erhabene Gebirgsregion bildet den Ausgangspunkt der Präsentation. In den weiteren Kapiteln der Schau wird gezeigt, wie die Landschaft als Metapher der politischen Freiheit gedeutet wurde und wie das ästhetische Naturerlebnis, die Schilderung zeitloser Werte von Ursprünglichkeit, Reinheit und Metaphysik, in der Nachfolge der Romantik ihre Fortsetzung bis zur Kunst der Symbolisten im «Fin de siècle» fand.

Die Präsentation zeigt so unterschiedliche Werke wie Friedrich Walthards Historiengemälde Der letzte Tag des alten Bern,Ferdinand Hodlers parallelistische Landschaften, Félix Vallottons an japanische Holzschnitte erinnernde Bergwelten oder Eugène Burnands monumentalen Abstieg von der Alp. Behandelt werden Motive wie Folklore und Patriotismus, Souvenirmalerei und pathetische Landschaften, wilde Bergwelten und liebliche Seen, geheimnisvolle Nachtszenen und historische Schauplätze der Eidgenossenschaft. Neben den grossformatigen Salongemälden eines Alexandre Calame und François Diday widmet sich die Ausstellung auch der «Paysage intime» von Barthélemy Menn, dem sentimentalen Realismus von Albert Anker oder künstlich beleuchteten Transparentbildern von Franz Niklaus König. Daneben lassen noch nie ausgestellte Zeichnungen und Druckgraphiken, Buchillustrationen und topografische Darstellungen, Skulpturen, Medaillen und Reliefs anderer Künstler und Künstlerinnen die Besuchenden in eine bekannte und doch entrückte Welt eintauchen.