Ausstellung zur Buchpräsentation der Reihe «Berner Zeiten»
Berns mächtige Zeit Berner Kunst im 16. und 17. Jahrhundert
In der Publikationsreihe Berner Zeiten erscheint am 20. April 2006 der dritte Band: Berns mächtige Zeit. Das 16. und 17. Jahrhundert neu entdeckt. Die Präsentation dieses opulenten Buchs wird von einer kleinen Ausstellung im Kunstmuseum Bern begleitet, damit jene Zeit durch eine Auswahl bildnerischer Erzeugnisse auch visuell vergegenwärtigt werden kann. Mit Werken u.a. von Josef Werner, Wilhelm Stettler, Johannes Dünz und Albrecht Kauw - aus der Sammlung sowie Leihgaben aus dem Bernischen Historischen Museum, dem Staatsarchiv und der Burgerbibliothek - soll gezeigt werden, wie Künstler mit Porträts, Allegorien, Veduten und Stillleben die Wünsche der Berner Auftraggeberschaft erfüllt haben.
Am 20. April wird der dritte Band der Reihe Berner Zeiten, der
dem 16. und 17. Jahrhundert gewidmet ist, im Rahmen einer feierlichen
Buchvernissage im Kunstmuseum der Öffentlichkeit vorgestellt. Aus diesem Anlass eröffnet das Kunstmuseum Bern gleichzeitig eine kleine
Präsentation zur Berner Kunst aus der Epoche von der Reformation bis um
1700, wobei der Schwerpunkt auf dem für die künstlerische Produktion
ungleich reicheren 17. Jahrhundert liegt. Die nach Themenbereichen
gegliederte Werkauswahl stammt grösstenteils aus den Beständen des
Kunstmuseums, wird aber durch Leihgaben aus dem Historischen Museum, dem Staatsarchiv, der Burgerbibliothek, der Stadt- und
Universitätsbibliothek sowie aus Privatbesitz gezielt ergänzt.
Portraitmalerei
Der quantitativ bedeutendste Aufgabenbereich war im 17.
Jahrhundert zweifellos die Porträtmalerei, der der erste Raum der
Ausstellung gewidmet ist. In einer Zeit, in der sich das Berner
Patriziat zunehmend gegen unten abschloss und seine adlige Wurzeln zu
behaupten suchte, kam den Ahnengalerien eine wachsende Bedeutung zu. Die Ausstellung versammelt repräsentative Beispiele der verschiedenen
Porträttypen ebenso wie der wichtigsten Künstler: vom privaten
Selbstbildnis Joseph Heintz d.J. mit Bruder und Schwester (1596) bis
zum offiziellen Gruppenbildnis der Berner Bibliothekskommission von
Johannes Dünz (um 1596/97); von Bartholomäus Sarburghs strengem Porträt
der Salome von Erlach (1621) bis zu Rudolf Werenfels’ barockem
Ehepaarbildnis von Beat und Euphrosina Fischer (1671).
Allegorie- und Historie-Repräsentationen
Im Dienste der Repräsentation des bernischen Staates
standen dagegen die beiden grossen Tafeln mit den allegorischen
Darstellungen Berns sowie der Justiz und Weisheit, die Joseph Werner d.
J. 1682 für die kleine Burgerstube des Rathauses malte.
Allegorie und Historie, die das Thema des zweiten Saals
bilden, sind daneben vor allem mit kleinformatigen Arbeiten vertreten,
darunter eine Auswahl der Miniaturen, mit denen Joseph Werner
internationalen Ruhm errang, und eine Gruppe von bisher wenig bekannten
Zeichnungen seines Schülers Wilhelm Stettler mit Szenen aus dem Alten
Testament und der römischen Geschichte. Historienszenen dienten oft auch als Motive auf den Scheibenrissen, die vor allem im 16. und frühen 17.
Jahrhundert ein Hauptaufgabengebiet der Berner Maler darstellten.
Geschichtsdarstellungen ganz anderer Art finden sich in den sogenannten
Lochrödeln, dem offiziellen Verzeichnis des Strafgefängnisses, das der
Künstler Hans Jakob Dünz in seinem Amt
als Chorweibel zu führen hatte: Mit spitzer Feder ergänzte
er die trockenen Aufzeichnungen durch karikaturhafte Porträts der
Inhaftierten oder ihrer Missetaten.
Landschafts- und Stilllebenmalerei
Der dritte und letzte Raum der Ausstellung steht im Zeichen von Landschafts- und Stilllebenmalerei. Eine Spezialität der Berner
Künstler des 17. Jahrhunderts ist die topographische Vedute, die
besonders von Joseph Plepp, Albrecht Kauw, Wilhelm Stettler und Johannes Dünz gepflegt wurde; die gezeigten Beispiele reichen von feinen
Zeichnungen und Aquarellen, die oft als Vorlagen für Druckgraphiken
dienten, bis hin zu grossformatigen Ölbildern. Eine Rarität ist die erst kürzlich im Kunsthandel aufgetauchte und vom Kunstmuseum erworbene
Rötelzeichnung Plepps von Schloss und Städtchen Lenzburg, die vermutlich als Vorlage für die ebenfalls ausgestellte Radierung Matthäus Merians
in der Topographia Helvetiae (1642) diente.
Die Berner Stilllebenmalerei ist vor allem mit dem Namen
Albrecht Kauw verbunden, der einen eigenen Typus von grossformatigen
Stillleben entwickelte, in denen er die Früchte der Ländereien seiner
patrizischen Auftraggeber zur Schau stellte. Daneben sind Werke von
Joseph Plepp aus dem Anfang und von Johannes Dünz aus dem Ende des 17.
Jahrhunderts zu sehen.