Retrospektive Meret Oppenheim im Kunstmuseum Bern: Die surreale Welt der Phantasie
Meret Oppenheim
Meret Oppenheim, die in Bern während über 30 Jahren ihre Wahlheimat gefunden hatte, überliess 1985 dem Kunstmuseum Bern die weltweit bedeutendste Sammlung ihrer Werke als Legat. Das Kunstmuseum Bern zeigt nun nach über 20 Jahren die erste umfassende Überblickspräsentation, die es erlaubt, das Leben und Werk der berühmten Künstlerin und führenden Vertreterin des Surrealismus vom 2. Juni bis 8. Oktober 2006 neu zu entdecken.
Meret Oppenheim (1913-1985) war eine
aussergewöhnliche Künstlerin, die einen bedeutenden Beitrag zur Kunst
des 20. Jahrhunderts geleistet hat. Bekannt ist sie vor allem wegen
eines ihrer surrealistischen Werke geworden – dem Frühstück in Pelz, das zu einem modernen Monument der Objekt-Kunst gediehen und im Besitze des MoMA in New York ist. Zu Beginn der Dreissiger Jahre, noch sehr
jung, suchte sie im pulsierenden Kunstgeschehen von Paris den nötigen
Freiraum. Hier legte sie den Grundstein zu ihrem eigenen Mythos, als sie sich als Zwanzigjährige von Man Ray in der berühmt gewordenen Fotoserie ablichten liess. Gemeinsam mit ihm und Alberto Giacometti, Hans Arp,
Max Ernst, René Magritte, Juan Mirò, Salvador Dali, Yves Tanguy, und
Wassily Kandinsky durfte sie 1933 im 6. Salon des Surindépendants
ausstellen.
1936 durch ihre Pelztasse mit einem Eklat
inmitten des Surrealistenkreises ans Rampenlicht katapultiert,
verkraftete sie diesen Erfolg nur schwer und kehrte nach Basel zurück,
wo sie die Kunstgewerbeschule besuchte und sich intensiv mit ihren
Träumen und der Traumtheorie von C.G. Jung auseinandersetzte. Ausdruck
für die lähmende Krise ist die Steinfrau, ein Schlüsselwerk zum Verständnis der gelebten Erstarrung und physischen Ohnmacht der Künstlerin.
In einem erneuten schöpferischen Aufbruch weitete die eigenwillige Künstlerin das herkömmliche Tafelbild aus und schuf ein
vielfältiges, oft in ihrem Unterbewusstsein begründetes Œuvre, mit dem
sie als eine der führenden Vertreterin des Surrealismus bekannt wurde.
Wie kaum eine Künstlerin oder ein Künstler hatte sie
experimentiert, gesucht, verworfen, neu in Angriff genommen. Sie machte
das Verborgene und Unsichtbare zu ihrem Thema und schöpfte aus einem
Urgrund von Träumen, Assoziationen, Gedanken und Spielen. Die
Ausstellung nimmt die oszillierende Arbeitsweise auf und ist nicht nach
rein chronologischen Kriterien gegliedert, sondern durch Themen, die
ihrer Phantasiewelt zugeordnet werden können: Traumszenen und
Maskeraden, Visionen vielgestaltiger Wolkengebilde und Nebenschwaden,
Landschaftsszenerien mit Gestirnen und Planeten, Schlangen und Mythen,
Grotesken und Metamorphosen.
Die Ausstellung bietet somit die Gelegenheit eine
Gesamtsicht auf ihre Malerei, Skulpturen, Zeichnungen, Objekte,
Dichtung, Traumnotate und Designarbeiten zu werfen und ihr berühmtes
surrealistische Objekt, das Frühstück in Pelz im Gesamtkontext zu sehen.
Rahmenprogramm, Katalog und Kinderbuch Die Ausstellung wird ergänzt durch ein Rahmenprogramm, das neben literarischen Führungen, Gedicht-Tanz-Performances, Kinderworkshops und speziellem Kino-Programm auch einen Vortrag zum Surrealismus des renommierten Kunsthistorikers Prof. Dr. Werner Spies anbietet.