Media Release Th 16.09.08

1908 – 1991. Für und wider die Zeit

Neuer Blick auf Zbindens engagiertes Werk

Anlässlich des 100. Geburtsjahres des Berner Künstlers Emil Zbinden ist in dieser Retrospektive sein engagiertes und zeitkritisches Werk neu zu entdecken. Zbinden ist bis heute einer breiteren Öffentlichkeit vor allem als Holzschnittkünstler vertraut. Neben dem bekannten Werk, also Holzstichen und Holzschnitten, werden nun auch sein Frühwerk sowie Aquarelle und Zeichnungen gezeigt. 

Emil Zbinden verdankt seinen Ruf als hervorragender Holschnittkünstler vor allem seinen über 900 Illustrationen und Typografien zur Gotthelf-Gesamtausgabe der Büchergilde Gutenberg, die er zwischen 1937 und 1953 geschaffen hat. Ausgeblendet wurden dadurch nicht nur die Frühzeit von Zbindens Schaffen, sondern auch der umfangreiche Bestand an Zeichnungen, Aquarellen, Gouachen und die anderen, zahlreichen Buchgestaltungen.

Prägende Jahre in Berlin und Leipzig
Die Jahre von 1928 bis 1931 verbrachte Zbinden in Berlin und Leipzig, wo er sich unter anderem an der renommierten Akademie für graphische Künste und Buchgewerbe ausbilden liess. In dieser Zeit entwickelte sich Zbinden vom Schriftsetzer zum Künstler. Die in Berlin und Leipzig während der Weimarer Republik gemachten Erfahrungen formten sein kulturelles und politisches Weltbild wesentlich mit. Zbinden wollte Kunst für die Arbeiterschicht machen und fühlte sich den gesellschaftlich Benachteiligten verpflichtet. Seit den späten 1920er Jahren hat Zbinden mit seinem Werk Stellung zu gesellschaftlichen Fragen bezogen und sich für soziale Menschlichkeit eingesetzt.   Zudem war Zbinden Mitbegründer und Präsident der Holzschnittkünstlervereinigungen Xylon Schweiz (1944) und gemeinsam mit Frans Masereel Gründer der Xylon International (1953).

Neuentdeckungen in Zbindens Werk
Für die Ausstellung steht der praktisch unveränderte Nachlass (Werke, Druckpresse, Bibliothek, Korrespondenz etc.) des Künstlers zur Verfügung. Emil Zbindens zeichnerisches und malerisches Werk ist bis heute wenig bekannt. Neu zu entdecken sind in der Ausstellung Aquarelle, Temperabilder und zahlreiche Zeichnungen auf Papier sowie Werke der prägenden Jahre in Berlin und Leipzig von 1928 bis 1931. Um Zusammenhänge aufzuzeigen, werden ergänzend einzelne grafische Werke von Zbinden nahe stehenden Künstlern wie Käthe Kollwitz, Heinrich Zille, John Heartfield, Frans Masereel etc. eingefügt. Die Ausstellung ermöglicht einen frischen Blick auf die Werke dieses engagierten und zeitkritischen Künstlers.

Weitere Station der Ausstellung: Museum der bildenden Künste, Leipzig (26.2.2009-10.5.2009)