Erdkrusten, Erdkrümmungen, Ablagerungen
Böniger, Indermühle, Waldvogel
Das Kunstmuseum Bern zeigt vom 5. Juli bis zum 10. September 2006 zwei Ausstellungen von Schweizer Künstlern. Die Doppelausstellung Elsbeth Böniger Christian Indermühle – wenn die Sehnsucht mit der Oberfläche rückt die Faszination der Plastikerin und Malerin Böniger und des Fotografen Indermühle für Oberflächenstrukturen ins Zentrum. Christian Waldvogel beschäftigt sich dagegen in seinen phantastischen Werken mit utopischen Realitätsentwürfen. Kern seiner Ausstellung Erdkrümmung bildet das kühne Projekt Globus Cassus, welches Waldvogel anlässlich der Architekturbiennale 2004 in Venedig präsentiert hatte.
Elsbeth Böniger Christian Indermühle – wenn die Sehnsucht mit der Oberfläche
Christian Indermühle ist bekannt als Fotograf zerfallender
ehemaliger Nobelhotels, noch in Betrieb stehender, aber menschenleerer
Hotel-Speisesäle und kurz vor dem Fertigbau oder Abbruch stehender
Fabrikgebäude. Er hat sich in den letzten Jahren vermehrt
Landschaftsdarstellungen zugewandt, welche kaum Spuren menschlicher
Präsenz aufweisen und in zeitloser Monumentalität zu verharren scheinen. Dabei ist man als Betrachter mittendrin in diesen urtümlichen
Landschaften. Elsbeth Böniger setzt Industrieprodukte als Bildträger ein und überzieht sie mit Materialien und Farben, die ebenfalls einem
industriellen Kontext entstammen. Damit vereinigt sie Malerei und
Plastik, Kunst und Alltag.
Was Böniger und Indermühle verbindet, ist die Faszination für
Oberflächenstrukturen, für die Kruste, das Resultat von
Stratifikationsprozessen, bei Indermühle für gefundene Situationen in
der Natur, bei Böniger für experimentell entstandene Artefakte. Die gemeinsame Ausstellung von Böniger und Indermühle kann auch als
Fortsetzung einer Ausstellungsreihe verstanden werden, nämlich der
berühmten und erfolgreichen Paarausstellungen im Kunstmuseum Bern
«Künstlerpaare – Künstlerfreunde», zu denen gehören: Camille Claudel – Auguste Rodin (1985), Lee Krasner – Jackson Pollock (1989), Sonia und Robert Delaunay (1991), Margrit und Walter Linck (1994) sowie Josef und Anni Albers (1998).
Christian Waldvogel – Erdkrümmung
Christian Waldvogel stellte im Jahr 2004 anlässlich der
Architekturbiennale in Venedig im Schweizer Pavillon sein Projekt Globus Cassus vor. Es handelt sich um den utopischen Entwurf des
Umbaus der Erde in ihre um ein Vielfaches grössere Antipode, den
Hohlkörper Globus Cassus: Die Erdsubstanz soll ins Weltall befördert
werden, um dort eine gigantische Hohlkugel zu bilden, deren Innenseite
von Menschen bevölkert werden kann. Diese durch computergenerierte
Fotos, Pläne, Texte und Modelle illustrierte Umstülpung der Erde war mit der Präzision eines Architekten, der Weitsicht eines Utopisten und der
Inspiration eines Künstlers dargestellt.
Diese Exponate bilden in einer überarbeiteten Version den Kern der Ausstellung Erdkrümmung, ergänzt durch Arbeiten, die die letzten technischen Errungenschaften und wissenschaftlichen Erkenntnisse integrieren, um virtuelle Welten als faszinierende Spekulationen zu erschaffen.